Mein Sohn, der Soldat

Länge:
100 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
02.11.2023
Regie:
Mathieu Vadepied
Darsteller:
Omar Sy (Bakary Diallo), Alassane Diong (Thierno Diallo), Jonas Bloquet (Leutnant Chambreau), Bamar Kane (Salif), Alassane Sy (Birama), u. a.
Genre:
(Anti-)Kriegsfilm , Drama , Historienfilm
Land:
Frankreich, Senegal, 2022

Filmemacher Mathieu Vadepied hat sich vor allem als Kameramann der Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ (2011) einen Namen gemacht. In seiner zweiten Regiearbeit greift er ein Kapitel der Kolonialgeschichte auf, das in seiner Heimat Frankreich wenig und in Deutschland überhaupt nicht thematisiert wird: Seit 1857 gab es in Frankreich Militäreinheiten, die ausschließlich aus afrikanischen Soldaten bestanden. Etwa 200.000 der tirailleurs sénégalais mussten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges kämpfen, etwa 30.000 wurden dabei getötet. Erst 1960 wurden diese Einheiten aufgelöst.


Darum geht es in dem Kriegsdrama:


1917 nimmt die französische Armee junge Männer in Westafrika gefangen, um sie als Soldaten in die Schützengräben Europas zu schicken. Einer der Zwangsrekrutierten ist der 17-jährige Thierno, der mit seinem Vater Bakary als Viehhirte im Senegal arbeitet. Bakary meldet sich daraufhin freiwillig zum Militärdienst, weil er hofft, mit dem Sohn von der Truppe fliehen zu können. Ein erster Versuch misslingt. Die beiden werden mit einem afrikanischen Bataillon nach Ostfrankreich verlegt.

Im Fronteinsatz fällt der eifrige Thierno dem ehrgeizigen Leutnant Chambreau auf, der ihn zum Unteroffizier befördert. Nun muss der Vater widerwillig den Befehlen des Sohnes folgen. Während Bakary an einem neuen Fluchtplan bastelt, spitzt sich der Konflikt zwischen beiden zu, denn der Leutnant überredet Thierno zu einem verwegenen Vorstoß auf eine feindliche Befestigung.


Lohnt sich „Mein Sohn, der Soldat“ für dich?


Anders als andere Filme über den Ersten Weltkrieg wie „Im Westen nichts Neues“ oder „1917“ interessiert sich „Mein Sohn, der Soldat“ weniger für Schlachtengemälde und Action-Szenen in Schützengräben, auch wenn diese durchaus vorkommen. Stattdessen konzentriert er sich auf einen klassischen Vater-Sohn-Konflikt, der durch den Krieg verschärft wird. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden grenzt sich Thierno vom Vater ab und wächst in eine neue militärische Rolle hinein. Bakary versucht alles, um den Sohn vom lebensgefährlichen Fronteinsatz fernzuhalten, muss aber einsehen, dass Thierno sich emanzipiert. Eine besondere Würze erhält dieser Konflikt dadurch, dass der Vater als Älterer Respekt vom Jüngeren einfordert, der nun aber als Unteroffizier sein Rang-Vorgesetzter ist.

Vadepied erzählt auf der Basis wahrer Ereignisse eine erfundene Geschichte, die die Verdienste der afrikanischen Soldaten würdigen soll. Für die Rolle des Vaters gewann er den Schauspieler Omar Sy, der durch „Ziemlich beste Freunde“ zum Star wurde. Sy ist selbst Sohn eines Senegalesen und machte sich dafür stark, dass seine Figur nicht Französisch, sondern Fulfulde spricht, die Sprache seines Volkes, der Fulbe. Das verleiht der Inszenierung eine hohe Authentizität. Der junge Alassane Diong spielt als Sohn, der im Gegensatz zu seinem Vater auch französisch spricht, ebenso ausdrucksstark wie sein erfahrener Kollege. Dass der Neuling Thierno in der Handlung schon nach kurzer Zeit trotz fehlender Erfahrung zum Unteroffizier befördert wird, wirkt allerdings unglaubwürdig. Eher beiläufig spricht das einfühlsame Kriegsdrama den Rassismus innerhalb der Armee an: So serviert das Küchenpersonal den muslimischen Soldaten beispielsweise extra Schweinefleisch, obwohl sie dieses nicht essen dürfen.

Reinhard Kleber