Marvin

Länge:
114 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
05.07.2018
Regie:
Anne Fontaine
Darsteller:
Jules Porier (Marvin als Kind), Finnegan Oldfield (Marvin als junger Mann), Grégory Gadebois (Dany), Catherine Salée (Odile), Catherine Mouchet (Madeleine Clément), Charles Berling (Roland), Isabelle Huppert (als sie selbst)
Genre:
Jugend , Drama
Land:
Frankreich, 2017

In einem kleinen Ort in der französischen Provinz kämpft sich der sensible, homosexuelle Marvin durch einen von Schikanen und Anfeindungen geprägten Alltag. Mitschüler beschimpfen ihn als Schwuchtel, setzen ihm immer wieder körperlich zu. Und auch zu Hause findet er nur wenig Rückhalt. Innerhalb seiner Familie herrscht ein rauer Umgangston. Sein großer Bruder und sein Vater werfen ständig mit schwulenfeindlichen Bemerkungen um sich und halten Marvin sein Anderssein vor. Über seine Schulleiterin entdeckt der in sich gekehrte Junge eines Tages sein Talent für das Theater und ist schon bald wild entschlossen, eine professionelle Bühnenausbildung in Angriff zu nehmen. Jahre später studiert er Schauspiel in Paris, wo er in Künstlerkreisen verkehrt und seine sexuelle Orientierung offener als früher ausleben kann. Um seine schwere Kindheit endlich zu verarbeiten und sich neu zu erfinden, feilt er an einem Theaterstück, das auf seinen Erfahrungen basiert.

Für ihren neuen Spielfilm „Marvin“ ließ sich Anne Fontaine (Gemma Bovery – Ein Sommer mit Flaubert, Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft, Das Mädchen aus Monaco) durch Édouard Louis‘ autobiografisch gefärbten Roman „Das Ende von Eddy“ inspirieren, der 2014 für einiges Aufsehen sorgen konnte. Zusammen mit ihrem Drehbuchpartner Pierre Trividic zaubert die in Luxemburg geborene Regisseurin eine ambitioniert konstruierte Selbstermächtigungsgeschichte aus dem Hut, die fortlaufend zwischen den Zeiten hin- und herspringt. Marvins Aufwachsen, die Demütigungen, die er als Kind erdulden muss, geraten ebenso in den Blick wie sein Leben in Paris und der Entstehungsprozess seines persönlichen Bühnenstücks, für das er irgendwann Unterstützung von der französischen Starschauspielerin Isabelle Huppert erhält. In seiner Milieubeschreibung – besonders im Fall des ungehobelten Elternhauses – trägt das Coming-of-Age-Drama, das 2017 in Venedig mit dem Queer Lion ausgezeichnet wurde, zwar manchmal etwas dick auf. Fontaine gelingt es aber trotzdem, die Entwicklung des Protagonisten einfühlsam zu schildern, und stellt dabei einige spannende Fragen in den Raum: Warum werden Menschen, die ein wenig aus dem Rahmen fallen, auch heute noch angefeindet? Kann die Kunst helfen, qualvolle Erinnerungen zu lindern? Ist sie in der Lage, das Selbstbewusstsein zu stärken? Und welche Konsequenzen hat es, wenn man hochgradig private Dinge in die Öffentlichkeit des Theaterraumes holt? Dass „Marvin“ bis zum schönen Schlussbild berührt und mitreißt, ist nicht zuletzt ein Verdienst der beiden Hauptdarsteller Jules Porier und Finnegan Oldfield, die das Empfinden der Hauptfigur auf nuancierte Weise nachvollziehbar machen.

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