Love & Friendship

Um 1794 verfasste die britische Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817), deren Hauptwerke zu den Klassikern der englischen Literatur gehören und die ihre Bücher Zeit ihres Lebens anonym unter der Verfasserangabe „by a lady“ veröffentlicht hat, den Briefroman „Lady Susan“. Dieser erzählt provokativ von einer Dame der besseren Gesellschaft, die als Meisterin der Manipulation ihre Intelligenz und ihren Charme einsetzt, um sich Vorteile zu verschaffen. Interessanterweise wurde dieses Werk erst 1871, also 77 Jahre nach seiner Entstehung, veröffentlicht. Der US-amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Whit Stillman, bekanntgeworden durch seinen preisgekrönten Film „Metropolitan – Verdammt, bourgeois, verliebt“, hat diesen damals brisanten und heute noch immer spannenden, emanzipatorischen Stoff aufgegriffen und eine spitzzüngige Gesellschaftskomödie im historischen Gewand inszeniert. Den Titel seines Films hat er sich übrigens auch bei Jane Austen geliehen, so nämlich hieß ein unvollendetes Jugendwerk von ihr.

England, Ende des 18. Jahrhunderts: Die attraktive, verwitwete Lady Susan Vernon zieht sich auf den Landsitz ihres Schwagers zurück, um den Gerüchten über ihre Affäre mit dem verheirateten Lord Manwaring kein Futter mehr zu geben. Dort in Churchill beschließt sie, sich und auch ihre Tochter Frederica gut zu verheiraten, um finanziell unabhängig zu sein. Zunächst wickelt sie den einige Jahre jüngeren Reginald, den Bruder ihrer Schwägerin, um den Finger. Reginald, der Susan anfangs sehr skeptisch gegenüber steht, verfällt schon bald dieser wortgewandten Frau und bittet um ihre Hand. Für ihre Tochter wiederum hat sie den reichen, aber peinlich dummen Sir James Martin vorgesehen. Doch Frederica, die gerade ihre Schule geschmissen hat und plötzlich in Churchill auftaucht, weigert sich vehement und droht die feingesponnenen Intrigen ihrer Mutter zu unterlaufen. Also muss Lady Susan „umdisponieren“ und andere, aber genauso raffinierte Wege gehen, um letztendlich ihr Ziel zu erreichen.

Wenn es auch anfangs nicht ganz leicht ist, sich in der komplizierten Figurenkonstellation zurechtzufinden, dauert es nicht lange, bis „Love & Friendship“ einen in den Bann zieht. Dabei gibt es weder Action, noch dramatische Szenen. Der Film besticht vielmehr durch messerscharfe, herrlich scheinheilige wie bissige Dialoge, die einerseits ein kritisches Bild der damaligen Gesellschaft zeichnen, andererseits aber von weiblicher Raffinesse und Stärke zeugen. Unfassbar und völlig überraschend ist vor allem das Ende dieser Intrigenspinnerei, das natürlich hier nicht verraten wird. Ein Geschenk für diese Gesellschaftskomödie ist die britische Schauspielerin Kate Beckinsale (Pearl Harbor, Nichts als die Wahrheit, Die Augen des Engels), die atemlos und facettenreich die mit allen Wassern gewaschene Lady Susan spielt. Ohne mit der Wimper zu zucken, richtet sie die unglaublichsten Forderungen an die Männer und stellt sich selbst dabei als eine Heilige dar. Doch ebenso wie Kate Beckinsale die kaltblütige, berechnende Frau spielt, zeigt sie auch Susans andere Seite: ihre Sehnsucht nach Liebe und Glück sowie ihren Kampf um eine sichere Existenz und Anerkennung in einer frauenfeindlichen Gesellschaft.

Blu-ray-Bildformat:1:1,85/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Engl. f. Hörg.

DVD Extras: Behind the Scenes, Trailer, Bildergalerie

Blu-ray Extras: Behind the Scenes, Trailer, Bildergalerie

Barbara Felsmann