Isle of Dogs - Ataris Reise

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
10.05.2018
Regie:
Wes Anderson
Darsteller:
Animationsfilm
Genre:
Animation , Tierfilm
Land:
Deutschland, USA, 2018

Der texanische Regisseur Wes Anderson ist für seine fantasievollen schrägen Spielfilme bekannt (Moonrise Kingdom, Grand Budapest Hotel), in denen Außenseiter und skurrile Charaktere stets eine wichtige Rolle spielen. Seinem künstlerischen Ruf bleibt er auch mit „Isle of Dogs“ treu, seinem zweiten Animationsfilm nach Der Fantastische Mr. Fox. Erklärtermaßen wollte er damit alle bisherigen Werke in den Schatten stellen. Da die Tierfabel, in der Dutzende von erkrankten und abgemagerten Hunden wesentliche Teile der Handlung tragen, in der Umsetzung als Realfilm undenkbar gewesen wäre, griff er auf die Stop-Motion-Technik zurück, mit der mehr als 1000 Puppenfiguren animiert wurden.

In einer nahen Zukunft wird die japanische Stadt Megasaki von dem korrupten Bürgermeister Kobayashi regiert, der mit der Entwicklung von Hunderobotern die Totalüberwachung der Bürger anstrebt. Zuvor allerdings müssen alle echten Hunde der Stadt verschwinden. Eine bewusst herbeigeführte Tierseuche bildet die rechtliche Grundlage, um alle Hunde auf eine Mülldeponie zu verbannen, die auf einer der Stadt vorgelagerten Insel liegt. Demonstrativ wird auch Spots, der Bodyguard-Hund und bester Freund des zwölfjährigen Pflegesohns des Bürgermeisters „entsorgt“. Daraufhin macht sich der Junge Atari in einem gestohlenen Miniflugzeug auf den Weg, um Spots zu finden. Nach einer Bruchlandung auf der Insel freundet er sich mit einigen dort lebenden Hunden an. Parallel dazu kommt er mit einer amerikanischen Austauschschülerin auf dem Festland in Kontakt, die einer Verschwörung riesigen Ausmaßes auf der Spur ist.

Der Plot selbst mag einfach und auch für ein junges Publikum leicht nachvollziehbar sein. Die aufwändige Gestaltung und die Erzählstruktur dagegen sind hochkomplex und mit unzähligen originellen Querverweisen auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen sowie auf die japanische Kultur- und Filmgeschichte gespickt. Nicht etwa Atari, der wie die anderen Japaner nur seine Landessprache spricht, aber in Grundzügen dennoch verstanden wird, steht im Mittelpunkt, sondern es sind die Hunde. Diese sprechen in der deutschen Fassung auch deutsch, verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten und sind verschiedenen (menschlichen) Charakteren und Stereotypen nachempfunden. Die Tiere halten der Gesellschaft einen Spiegel vor Augen, nicht allein in Bezug auf das seltsame Verhältnis zwischen Herrchen und Hund. Zur Sprache kommen auch Themen wie Diktatur und Überwachungsstaat, Korruption und Wahlbetrug, die gezielte Ausschaltung oppositioneller Kräfte oder Umweltverschmutzung und Pandemien. Bei allem Detailreichtum und aller Raffinesse verliert Anderson nie sein erzählerisches Anliegen aus den Augen. In seiner Under-Dog-Story bleibt spürbar, dass unsere Lebenswelt sozial und ökologisch gefährdet ist. Wenke Husmann; Rezensentin in der „Zeit“ wirft die Frage auf, ob Wes Andersons Film ein „politischer Kinderfilm“ sei und kommt zu dem Schluss, dass er das Kind im politischen Menschen anspreche. So ist das bei Stop-Motion und bei Tierfilm: man denkt unmittelbar an Kino für die Kleinen und wird dann überrascht vom Punk in der Puppenstube. Vielleicht besteht genau darin ein Teil der Wes Anderson Strategie.

Blu-ray Extras: Featurettes, Trailer, Bildergalerie

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Untertitel: Deutsch, Französisch, Engl. f. Hörg., Niederländisch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (43. Woche 2018).