Hohlbeins – Der Greif (Staffel 1)

Serienstart:
26.05.2023
Staffel:
1
Folgen:
6
Länge der Folgen:
51-69 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Sebastian Marka, Max Zähle
Darsteller:
Jeremias Meyer (Mark), Lea Drinda (Becky), Zoran Pingel (Memo), Sabine Timoteo (Petra), Thorsten Merten (Dr. Peters) u. a.
Genre:
Fantasy , Abenteuer , Literaturverfilmung
Land:
Deutschland, 2023

Fantasy aus Deutschland? Eine große Nummer ist da sicher Wolfgang Hohlbein, der seit rund 40 Jahren Romane im Akkord auf den Markt wirft. Merkwürdig hingegen: Obwohl sich seine Bücher millionenfach verkauft haben, erscheint erst jetzt eine aufwendige Verfilmung eines seiner Bestseller. „Der Greif“, geschrieben zusammen mit seiner Ehefrau Heike und 1989 veröffentlicht, geht als sechsteilige Streaming-Serie an den Start und verbindet Young-Adult-Stuff mit einer Heldenreise in ein düsteres Parallelreich.


Wovon die Serie „Hohlbeins – Der Greif“ handelt:


Die fiktive Kleinstadt Krefelden im Jahr 1994: An seinem 16. Geburtstag wird der von einem Trauma gezeichnete Mark durch seinen älteren Bruder Thomas in ein großes Geheimnis eingeweiht. Seit vielen Generationen sind die männlichen Mitglieder ihrer Familie im Besitz einer besonderen Chronik und haben damit den Schlüssel zu einer unbekannten Welt namens „Der Schwarze Turm“. In dieser herrscht der sogenannte Greif, eine mächtige Kreatur, die alle dort lebenden Geschöpfe unterdrückt und ausbeutet. Thomas will das Monster ein für alle Mal besiegen und setzt auf Marks Unterstützung. Immerhin verfügt der Teenager, wie er selbst erstaunt feststellt, über die Gabe, zwischen den Dimensionen hin- und herzuspringen. Offenbar ist ausgerechnet er dazu bestimmt, den Greif zu stoppen. Von der Verantwortung will Mark aber erst mal gar nichts wissen. Hat er mit seinem Alltag doch genug zu tun. Schulneuling Becky, die Tochter seines Therapeuten Dr. Peters, findet er sehr sympathisch. Und dann ist da noch diese seltsame Wut, die immer wieder in ihm aufsteigt. Als Thomas allerdings im Schwarzen Turm verschwindet, muss sich Mark entscheiden, ob er wirklich untätig bleiben möchte.


Warum die Amazon-Prime-Serie nicht hervorsticht:


Gerade im Streaming-Umfeld gibt es so viel Auswahl, dass man schnell den Überblick verlieren kann! Um aus dem Meer an Filmen und Serien mit fantastischem Dreh hervorzustechen, braucht es also vor allem eines: besondere, ungewöhnliche Merkmale und Elemente. Und damit sind wir bereits am Knackpunkt angekommen. „Hohlbeins – Der Greif“, entwickelt von den „Tatort“-Spezialisten Sebastian Marka und Erol Yesilkaya, fehlt nämlich leider das gewisse Etwas, der originelle Touch, der den Sechsteiler zu einem Highlight machen würde. Woran das liegt? Unter anderem anderem auch an Mark – einer Hauptfigur, die wir oft zu sehen bekommen: tragische Vergangenheit, in der Schule als Psycho verschrien, plötzlich mit der ersten großen Liebe konfrontiert, zunächst keine Lust auf sein Schicksal als heldenhafter Retter. Vertraut wirkt auch das Outsider-Team, bestehend aus Mark, Becky und seinem Bekannten Memo, das sich im Verlauf der Serie findet. Der Klub der Verlierer aus dem Coming-of-Age-Horrorfilm „Es“ nach Stephen King lässt hier deutlich grüßen. Was außerdem ins Auge sticht: „Hohlbeins – Der Greif“ eifert der stark nostalgisch gefärbten Scifi-Mystery-Saga „Stranger Things“ nach. D-Mark-Münzen, Schreibmaschinen, Schallplatten, Lieder – die Handlungszeit der 1990er Jahre wird im Szenenbild und auf der Tonspur fast schon aufdringlich wiederbelebt. Streckenweise wirkt die Romanverfilmung geradezu überladen.

Spannung kommt in den beiden Auftaktfolgen nur gelegentlich auf, auch wenn Marks Albträume, seine kurzen Übertritte in die Parallelwelt den Puls nach oben treiben sollen. Im Schulmilieu tummeln sich Nebencharaktere ohne spektakulär aufregende Eigenschaften. Und regelrecht karikaturenhaft erscheint Memo, der mit großer Brille und Vokuhila-Frisur – 1990er-Jahre-Setting hin oder her – seltsam verkleidet aussieht. Etwas Pepp bekommt die Serie ab der dritten Episode, wenn wir den Schwarzen Turm mit Mark und Memo ausführlicher erforschen. Ein direkter Vergleich mit den „Herr der Ringe“-Adaptionen verbietet sich natürlich allein wegen des viel kleineren Budgets. Ein bisschen erinnern die von der Maskenbildabteilung überzeugend hergemachten Gehörnten, die Handlanger des Greifs, aber schon an die Orks aus den Tolkien-Blockbustern. Dass die Serie in puncto Nervenkitzel noch etwas zulegt, darauf darf man nach Sichtung der ersten vier Folgen hoffen. Bis zum Ende muss man aber sehr wahrscheinlich noch den ein oder anderen arg gekünstelt formulierten Dialog überstehen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (21. Woche 2023).