Hannas schlafende Hunde

Länge:
115 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Andreas Gruber
Darsteller:
Nike Seitz (Johanna), Franziska Weisz (Katharina), Hannelore Elsner (Ruth), Johannes Silberschneider (Pfarrer Angerer), Christian Wolff (Bankdirektor Öllinger) u.a.
Genre:
Drama , Literaturverfilmung
Land:
Deutschland, Österreich, Frankreich, 2016

Basierend auf dem gleichnamigen, autobiographischen Roman von Elisabeth Escher erzählt dieser Film von der neunjährigen Johanna Berger, die Ende der 1960er Jahre in der oberösterreichischen Stadt Wels aufwächst. Sie führt zusammen mit ihrem streng katholischen Vater, ihrer Mutter Katharina, dem älteren Bruder Michael und der Großmutter Ruth ein bescheidenes und zurückgezogenes Leben. Dabei gilt für die Familie als oberstes Gebot, bloß nicht aufzufallen und die üblichen Gepflogenheiten in diesem konservativ geprägten Ort einzuhalten, wozu zuvorderst der sonntägliche Kirchgang gehört. Doch während Michael mit seiner Pubertät beschäftigt ist, sich – wie seine gleichaltrigen Freunde – für Rockmusik und Abenteuer interessiert, ist Johanna eher ein stilles Mädchen, das genau seine Umwelt beobachtet. Instinktiv fühlt sie, dass in ihrer Familie vieles unter den Tisch gekehrt wird, dass irgendetwas vor ihr verborgen werden soll, dass hier etwas nicht stimmt. Von ihrer blinden Großmutter, eine selbstbewusste, hochkultivierte Frau, erfährt sie schließlich den Grund für das Verhalten ihrer Mutter: Katharina und Ruth sind Juden, Johanna und ihr Bruder Halbjuden. Und da in Wels selbst 22 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges immer noch zahlreiche Nazis leben, will Katharina auf gar keinen Fall „schlafende Hunde wecken“. Johanna kann sehr wohl die Ängste ihrer Mutter nachvollziehen, doch trotzdem will sie sich nicht anpassen und geht in die Offensive. Von nun an nennt sie sich nur noch Hanna, präsentiert mit Stolz ihre Herkunft in der Öffentlichkeit und geht den Familiengeheimnissen auf den Grund.

Nachdem Regisseur, Drehbuchautor und Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film München, Andreas Gruber, sich bereits 1994 in seinem Film „Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ mit der Nazivergangenheit in seinem Land auseinandergesetzt hat, wendet er sich erneut diesem Thema zu. Selbst 1954 in Wels geboren und dort aufgewachsen konnte er bei der Adaption der literarischen Vorlage an eigenen Erlebnissen und Erfahrungen anknüpfen. Außerdem ist er seit Jahren mit der Schriftstellerin Elisabeth Escher befreundet – also alles gute Voraussetzungen, um dem Film ein hohes Maß an Authentizität und Glaubwürdigkeit verleihen zu können. Die Familiengeschichte fesselt und berührt den Zuschauer, doch die Figuren sind Gruber nur holzschnittartig und zu bemüht gelungen. Vor allem die Alt-Nazis werden vollgefrachtet mit bösen Eigenschaften und ihnen damit jegliche menschliche Züge genommen. So ist der ehemalige Blockwart, nun Hausmeister im Wohnblock der Familie Berger, nicht nur ein aggressiver Mensch und bekennender Antisemit, er ist zudem Alkoholiker und verfolgt als Pädophiler die kleine Johanna. Aber auch die Figur der Katharina, dargestellt von Franziska Weisz (Kreuzweg), ist sehr eindimensional gezeichnet, sie bleibt im Prinzip bis zum Schluss die leidende, traumatisierte Frau. Allein die Figuren der Johanna und ihrer Großmutter Ruth sind vielschichtiger und wahrhaftig in ihren Emotionen gestaltet und werden unglaublich lebendig von Nike Seitz, die zu den Dreharbeiten zwölf Jahre alt war und vorher schon für Elser – Er hätte die Welt verändert  vor der Kamera stand, und der wunderbaren Hannelore Elsner gespielt (Kirschblüten – Hanami). Ihr Verhältnis zueinander, die Kraft, die von den beiden ausgeht, ist gut anzusehen und entschädigt für die vielen anderen Klischees.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch DD 5.1, Dt. f. Sehg.

Untertitel: Dt. f. Hörg.

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10. Woche 2018).