Goodnight Mommy

Länge:
92 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Matt Sobel
Darsteller:
Cameron Crovetti (Elias), Nicholas Crovetti (Lukas), Naomi Watts (Mutter), Peter Hermann (Vater), Crystal Lucas-Perry (Sandy) u. a.
Genre:
Thriller , Horror , Drama
Land:
USA, 2022

Gleich mit dem ersten Spielfilm einen Treffer landen – das schaffen nicht viele! 2014 sorgten Veronika Franz und Severin Fiala mit dem österreichischen Psychothriller „Ich seh, ich seh“ für internationale Aufmerksamkeit. Die schleichend-unbequeme Geschichte um ein Zwillingspaar, das seine Mutter nicht wiedererkennt, weckte auch in den USA, zumindest in Genrekreisen, Interesse. Acht Jahre später folgt nun, wie so oft in solchen Fällen, eine englischsprachige Version. Darin bestätigen sich leider viele Vorurteile über amerikanische Remakes.


Darum geht es in „Goodnight Mommy“:


Nachdem sie seit der Trennung ihrer Eltern einige Zeit bei ihrem Vater verbracht haben, kehren die Zwillinge Elias und Lukas zu ihrer Mutter zurück. Eine Schönheitsoperation zwingt die einst erfolgreiche Schauspielerin dazu, ihr Gesicht hinter einem Spezialverband zu verstecken. Sehr schnell wundern sich die Brüder über die strengen Regeln, an die sie bei jeder Gelegenheit erinnert werden. Strikt verboten sind etwa jeglicher Lärm und das Betreten der Scheune hinter dem großen Landhaus. Seltsam ist auch, dass die Mutter Lukas bewusst zu ignorieren scheint. Das abweisende Verhalten lässt die Geschwister schließlich das Schlimmste befürchten: Was, wenn die bandagierte Frau gar nicht ihre Mama ist? Zunehmend verzweifelt versuchen die beiden, die Wahrheit ans Licht zu bringen – und übertreten dabei Grenzen.


Wieso der Film nicht richtig unter die Haut geht:


Obwohl der Twist am Ende von „Ich seh, ich seh“ schon früh zu erahnen ist und bereits in anderen Filmen auftauchte, erzeugt der Psychothriller in vielen Momente eine Gänsehautatmosphäre. Veronika Franz und Severin Fiala setzen an den Anfang ein diffuses Unbehagen. Ihre Handlung entfalten sie betont langsam und geben uns Zeit, die stimmungsvollen Bilder aufzusaugen. Was für die Wirkung ebenfalls wichtig ist: Nicht alles wird ausbuchstabiert. Den Vater der Zwillinge bekommen wir beispielsweise nie zu Gesicht. Das US-Remake hingegen ist erklärfreudiger, greift bereitwilliger auf handelsübliche Schockeffekte zurück und gibt uns noch deutlichere Hinweise auf die im letzten Akt wartende Offenbarung. Die Jungdarsteller und ihre erfahrene Kollegin Naomi Watts machen ihre Sache ordentlich, können das allenfalls durchschnittliche Spannungswerk aber nicht entscheidend aufwerten. Seine enorme Verstörungskraft zieht das österreichische Original vor allem aus der erschütternden Eskalation in der zweiten Hälfte. „Goodnight Mommy“ hingegen fällt ausgerechnet dort enttäuschend brav aus – und fügt sich damit ein in die lange Liste entschärfter, zahnloser amerikanischer Horror- und Thriller-Neuverfilmungen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (37. Woche 2022).