Geheimnis eines Lebens

Länge:
97 Minuten (Blu-ray: 101 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
04.07.2019
Regie:
Trevor Nunn
Darsteller:
Sophie Cookson (Joan Stanley als junge Frau), Judi Dench (Joan Stanley als alte Frau), Tom Hughes (Leo Galich), Stephen Campbell Moore (Max Davis), Tereza Srbova (Sonya Galick), Ben Miles (Nick)
Genre:
Drama , Love Story , Literaturverfilmung
Land:
Großbritannien, 2018

Eine beschauliche englische Vorstadtsiedlung im Jahr 2000: Als die pensionierte Physikerin Joan Stanley eines Tages ihre Haustür öffnet, steht sie einigen Ermittlern gegenüber, die die alte Dame wegen Hochverrats verhaften. Sie habe – so der Vorwurf – sensible Informationen über britische Atomwaffenpläne an die russischen Geheimdienste weitergeleitet. In den Verhören weist Joan zunächst jede Schuld von sich und berichtet schließlich über ihren ungewöhnlichen Werdegang: Als junge Frau kommt sie über ihre Kommilitonin Sonya in Kontakt mit einer kommunistischen Gruppierung und verliebt sich dabei in Sonyas kämpferischen Bruder Leo. Während des Zweiten Weltkriegs erhält Joan nach Beendigung ihres Studiums eine Anstellung als Assistentin bei Professor Max Davis, der für die Regierung ein nukleares Forschungsprojekt betreibt. Wenig verwunderlich zeigen Leo und seine Mitstreiter großes Interesse für die Einblicke der Physik-Absolventin, die anfangs jedoch unschlüssig ist, ob sie dem Drängen wirklich nachgeben sollte.

Mit „Geheimnis eines Lebens“ adaptiert der vor allem für seine Theaterarbeiten bekannte Trevor Nunn einen Roman der Schriftstellerin Jennie Rooney, der wiederum lose auf den Erfahrungen der 2005 verstorbenen Melita Norwood basiert. Einer Frau, die den Nachrichtendiensten der ehemaligen Sowjetunion jahrelang wichtige Hinweise zuspielte und 1999 öffentlich als Agentin enttarnt wurde. Der Film, der sich viele Freiheiten nimmt, springt permanent zwischen den Zeitebenen hin und her, schenkt allerdings den in den Polizeiverhören geweckten Erinnerungen die meiste Aufmerksamkeit. Joans Entwicklung von der etwas naiven, leicht manipulierbaren Studentin zu einer mutigen Regelbrecherin ist interessant, hätte aber ruhig noch stärker beleuchtet werden können. Leider überlagern die romantischen Plot-Elemente ein ums andere Mal die moralische Zwickmühle, in der sich die Hauptfigur befindet. Das Wissen um die gewaltige Zerstörungskraft der Atombombe bringt Joan irgendwann zu der Überzeugung, dass man nur dann ein friedliches Gleichgewicht erschaffen könne, wenn alle Großmächte über die gleichen Waffenkenntnisse verfügten. Während Nunn und Drehbuchautorin Lindsay Shapero in den Rückblenden einige Spannungsakzente setzen und reizvolle feministische Botschaften unterbringen, bleiben die Passagen nach der Enttarnung eher blass. Dringlichkeit besitzen eigentlich nur die Diskussionen zwischen der pensionierten Joan und ihrem Sohn Nick, der sich mehr und mehr entsetzt zeigt über das Doppelleben seiner Mutter. Was genau es für sie bedeutet hat, all die Jahre Geheimnisse und Lügen mit sich herumzutragen, erforscht das eher konventionell bebilderte Drama nur am Rande. Höchst bedauerlich, wenn man bedenkt, dass dem Regisseur mit Oscar-Preisträgerin Judi Dench (prämiert für ihren Nebenpart in „Shakespeare in Love“; bekannt auch als James-Bond Chefin "M" oder aus Philomena und Die Insel der besonderen Kinder) eine famose Charakterdarstellerin zur Verfügung stand. Von ihr hätte man gerne noch etwas mehr gesehen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch, Englisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (46. Woche 2019).