Fahrenheit 11/9

Länge:
123 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
17.01.2019
Regie:
Michael Moore
Darsteller:
Donald Trump, Michael Moore, Emma González
Genre:
Dokumentation
Land:
USA, 2018

Auf der Fassade des Empire State Building prangt überlebensgroß das Gewinner-Grinsen des TV-Clowns, der soeben Präsident der größten Militärmacht und Volkswirtschaft unseres Planeten geworden ist. Entgegen aller Erwartungen, seiner eigenen eingeschlossen. Nur so eine kritische Kratzbürste von Filmemacher war nicht überrascht. 5 Gründe warum Trump gewinnen wird, unter dieser Schlagzeile prophezeite besagter Filmemacher – Michael Moore sein Name – schon im Sommer 2016 die Wahlnacht des 9. November, oder in US-Schreibe: 2016/11/9. Im Prolog seines neuen Films – „Fahrenheit 11/9" (der Titel setzt sich aus dem Datum und Ray Bradburys Dystopie „Fahrenheit 451" zusammen) – spult Moore jene Wahlnacht nochmal samt ihrem gespenstischen Stimmungsbogen ab, ehe er aus dem Off die Frage stellt, die er doch längst im Voraus beantwortet hat: How the fuck did this happen?

Michael Moore ist Stammgast bei dem spendenfinanzierten Politikmagazin Democracy Now! (sehenswert, siehst du hier) und Autor des Bestsellers „Stupid White Men" über die „Bananenrepublik USA", mit literarischen Sahnekirschen wie: „Wenn ihr euren Saustall nicht endlich ausmistet, dann fahrt zur Hölle mitsamt dem Esel, auf dem ihr in den Kongreß eingezogen seid." Das ging raus an die amerikanischen Demokraten, die natürlich mit in dem Sack stecken, auf den Moore gerne einschlägt. Am häufigsten trifft er dabei wohlgemerkt die Republikaner, die in diesem Sack überrepräsentiert sind. Zurecht.

Besser bekannt ist Moore als der Typ, der den Dokumentarfilm „Bowling for Columbine" (2002) über Amokläufe an amerikanischen Schulen gedreht hat, oder „Sicko" (2007) über das amerikanische „Gesundheitssystem" (bzw. vielmehr über den Mangel desselben), oder eben „Fahrenheit 9/11" (2004) über den größten Terroranschlag der amerikanischen Geschichte. Moore kann sich den Kunstgriff nicht verkneifen, erst diesen Titel einzublenden und dann vor den Augen des Publikums bedeutungsschwanger die Zahlen zu verschieben, von 9/11 zu 11/9. Wer seine Filme kennt, mag sie lieben oder hassen – womöglich aus ein- und demselben Grund: Moores anziehend-abstoßende Polemik. Auch „Fahrenheit 11/9" ist voll davon, von dramatischer Musik, effektvollen Schnitten und Bildern und Worten, pointiert und provokant wie eh und je. Von Trump zu Hitler und zurück, nichts leichter als das. Hinkender und völlig verbrauchter Vergleich? Diesen absehbaren Vorwurf fängt Moore geschickt ab und lenkt den Fokus umgehend wieder auf seine eigentlichen Argumente, die von solchen Vorschlaghammer-Vergleichen, aber eben auch Fast-aufs-Auge-Beispielen nur getragen werden.

Die erste Hälfte der zweistündigen Doku richtet sich auf „die Bösen", die zweite Hälfte verlagert den Blick auf „die Guten". Zwischen all der Wut und Verzweiflung klingt Hoffnung durch – und wie immer der Aufruf zum Handeln. Als Stimme der Vernunft mit etwas radikaleren Mitteln ist Michael Moore quasi der Noam Chomsky des Dokumentarfilms: Ein Typ, der nicht müde wird, die Verbrecher in Amerikas Führungsriege anzuklagen – und oh, was für himmelschreiende Kriminelle das sind! Lügner, Rassisten, Menschenfeinde! Kann man sich nicht bitte etwas sachlicher ausdrücken? Ja, klar, aber dieser Vorwurf lenkt verdammt nochmal von den Themen ab. Können wir nicht bitte darüber reden? Um Mechanismen der Macht und Medien, um Misogynie, Geldgier und Geltungssucht, darum geht's hier.

Dringende Filmempfehlung, insbesondere für Lehrkräfte. „Fahrenheit 11/9" wurde (relativ) quick und (ein bisschen) dirty produziert – denn sein Mindesthaltbarkeitsdatum misst sich in Monaten. Er verdient es, möglichst rasch gesehen und diskutiert zu werden, unbedingt auch mit der Generation Z. Diese jungen Leute sind unsere größten Hoffnungsträger (neben Bernie Sanders, versteht sich) – und ihnen wird in dieser Dokumentation viel Raum gegeben. Das macht Mut und Laune und Gänsehaut. Die letzten Worte des Films hat die Aktivistin und Amoklauf-Überlebenden Emma González, geboren im Jahr 1999.

DL

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17. Woche 2019).