Enola Holmes

Länge:
123 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Harry Bradbeer
Darsteller:
Millie Bobby Brown (Enola Holmes), Louis Partridge (Lord Viscount Tewksbury), Henry Cavill (Sherlock Holmes), Sam Claflin (Mycroft Holmes), Helena Bonham Carter (Eudoria Holmes)
Genre:
Krimi , Komödie , Historienfilm , Literaturverfilmung
Land:
USA, 2020

Mit der stark nostalgisch gefärbten Mystery-Serie „Stranger Things“ erlangte die inzwischen 16-jährige Millie Bobby Brown weltweite Berühmtheit und stellte ihr darstellerisches Talent eindrucksvoll unter Beweis. Als titelgebende Schwester des Meisterdetektivs Sherlock Holmes und seines Bruders Mycroft drückt die britische Schauspielerin nun der Krimikomödie „Enola Holmes“ ihren Stempel auf, die sich am ersten Roman der gleichnamigen Jugendbuchreihe von Nancy Springer orientiert.

Ins Auge sticht schon in den ersten Szenen der spielerische Ansatz, den Regisseur Harry Bradbeer („Fleabag“) und Drehbuchautor Jack Thorne („Wunder“) für ihre Adaption wählen: Enola durchbricht die vierte Wand, richtet sich mit ihren augenzwinkernden Kommentaren also immer wieder direkt an die Zuschauer*innen, die sich dadurch gleich wie Verbündete fühlen. Während ihre großen Geschwister Sherlock und Mycroft ihre eigenen Wege gehen, bleibt das Mädchen nach dem Tod des Vaters bei seiner freigeistigen Mutter Eudoria, die ihre Tochter auf unkonventionelle Weise für ein selbstbestimmtes Leben fitmachen will. Lesen, Faustkämpfe und gefährliche Experimente stehen unter anderem auf dem alles andere als gewöhnlichen Lehrplan.

Am Morgen von Enolas 16. Geburtstag ist Eudoria jedoch plötzlich verschwunden, was Sherlock und Mycroft auf den Plan ruft. Als Vormund möchte Letzterer seine kleine Schwester so schnell es geht in ein Mädcheninternat stecken, wo sie lernen soll, eine adrette Dame zu werden. Enola hat für diese Absichten allerdings rein gar nichts übrig und haut, nachdem sie verschlüsselte Hinweise ihrer Mutter gefunden hat, einfach in Richtung London ab, um nach ihr zu suchen. Unterwegs begegnet sie dem jungen Lord Viscount Tewksbury, der von einem mysteriösen Mann verfolgt wird.

Ähnlich wie die kürzlich im Kino angelaufene Charles-Dickens-Verfilmung „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ zeichnet sich „Enola Holmes“ durch eine schwungvolle Inszenierung, kleine visuelle Kunststücke und einen lockeren Tonfall aus. Millie Bobby Brown spielt die Titelheldin mit ansteckender Energie und bringt ihren Drang, sich selbst zu beweisen, überzeugend zum Ausdruck. In der von strengen Normen geprägten viktorianischen Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in der sich junge Frauen auf das Eheleben und das Mutterdasein vorbereiten sollen, fällt Enola deutlich aus dem Rahmen. Zu einem der großen Themen des hübsch ausgestatteten Films gehört der Kampf zwischen den alten konservativen und den neuen fortschrittlichen Kräften, die ein anderes England vor Augen haben.

Von einer Protagonistin zu erzählen, die sich nicht herumkommandieren lassen will, ist wichtig und spannend. Auf die Nerven geht einem manchmal aber, mit welcher Penetranz uns die Macher*innen ihre Emanzipationsbotschaft unter die Nase reiben. Obwohl die Geschichte selbst aussagekräftig genug ist, werden die Grundideen ständig lang und breit ausformuliert. Etwas weniger vorhersehbar hätte man auch den Krimiplot rund um Lord Tewksbury gestalten können. „Enola Holmes“ lässt sicherlich keine große Langeweile aufkommen. Verglichen mit der clever-wendungsreichen Fernsehserie „Sherlock“ fällt die Detektivarbeit aber nicht allzu raffiniert aus.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (39. Woche 2020).