Eleanor & Colette

USA in den 1980er Jahren. Eleanore Reese leidet seit ihrer Kindheit an den Folgen einer Hirnhautentzündung, die zu einer Schizophrenie geführt haben. Seither bekommt sie wieder und wieder starke Medikamente, die neue körperliche Störungen provozieren, gegen die sie wiederum hohe Dosen Neuroleptika und Psychopharmaka bekommt und in psychiatrischen Kliniken stillgestellt wird. Wie ihre Mitpatientinnen auch registriert Eleanore ihren körperlichen Verfall und versucht, sich gegen die Medikation zu wehren. Doch die Ärzte verweigern ihr das Mitspracherecht. Mit letzter Anstrengung und letzter Kraft engagiert Eleanore eine Anwältin, die ihr zu ihrem Selbstbestimmungsrecht verhelfen soll. Colette Hughes ist als frühere Krankenschwester jetzt in ihrem Anwaltsberuf auf Patientenrechte spezialisiert und übernimmt Eleanores Vertretung mit viel Engagement, aber wenig Aussicht auf Erfolg.

Der preisgekrönte Regisseur Bille August (u.a. „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, Goodbye Bafana, Nachtzug nach Lissabon) hat die ungewöhnliche Geschichte zweier absolut unterschiedlicher Frauen im gemeinsamen Kampf um Selbstbestimmung inszeniert. Seine beiden Hauptdarstellerinnen Helena Bonham Carter als Eleanore und Hilary Swank in der Rolle der Colette können hier ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Insbesondere Helena Bonham Carter beeindruckt als psychisch Kranke, die trotz aller Gebrechen und Einschränkungen den Kampf um ihr Selbstbestimmungsrecht aufnimmt. Dabei sind ihre Motive durchaus nicht egoistisch, sondern sie fühlt auch mit den Mitpatienten und deren Leid. Ihre Offenheit und ihre Fürsorge lassen die professionelle Distanz ihrer Anwältin dahinschmelzen, so dass sich allmählich eine Freundschaft zwischen den beiden in jeder Hinsicht verschiedenen Frauen entwickelt, die sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen lassen. Ein wichtiges Thema, das erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts zugunsten der Patienten entschieden wurde. Seit den 1980er Jahren gilt nun auch in den USA ähnlich wie in Europa das Selbstbestimmungsrecht der Patienten, das nur durch einen richterlichen Beschluss aufgehoben werden kann. Dass die Entwicklung der Geschichte im Grunde von Beginn an absehbar ist, schadet dem Film überhaupt nicht. Als Zuschauer folgt man den Bemühungen der beiden Protagonistinnen und ihren Gedanken über Gerechtigkeit und Selbstbestimmung.

DVD Extras: Behind the Scenes, Interviews, Trailer

Gabi Brandt