Die Sinnlichkeit des Schmetterlings

Darum geht es in „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“:

Seit dem Tod seiner Mutter lebt der 13-jährige Fin in einer eigenen Welt. Es ist eine Welt voller Schmetterlinge und Träume. Diese federleichten, fast lautlos flatternden, farbenprächtigen Sommerwesen haben es ihm angetan. Er züchtet sie in einem Zelt aus weißer Gaze am Fuß eines uralten Baumes, er schmückt mit ihren Flügeln das Foto seiner Mutter, das er zusammen mit anderen Erinnerungsstücken in einer selbstgebauten Hütte mitten im Wald aufbewahrt. Manchmal träumt er davon, wie er auf einer Lichtung liegt und tausende blaue Falter um ihn herumfliegen, ihn mit in die Lüfte nehmen wollen. So ist er wie hypnotisiert, als er eines Tages in der Nachbarschaft eine zauberhaft tanzende Schmetterlingsfrau beobachtet. Es ist die ehemalige Burlesque-Tänzerin Evelyn, die gerade in die Kleinstadt gezogen ist und ein Blumengeschäft eröffnet hat. Fin fühlt sich magisch angezogen von dieser schönen, geheimnisvollen Frau, die seiner Mutter so sehr ähnelt. Mit ihren Rockabilly-Kleidern, den goldenen Rollschuhen und den kunstvoll hochgesteckten Haaren wirkt sie wie die schönste all der Blumen in ihrem Geschäft. Als Evelyn Fin einen Fotoapparat schenkt (übrigens einen analogen, in den noch Filme eingezogen werden), ist der Junge ständig bei ihr zu Gast. Neugierig beobachtet er alles, was Evelyn umgibt, fotografiert sie bei jeder Gelegenheit und ist bis über beide Ohren in sie verliebt. Aus seiner anfänglichen Bewunderung entwickelt sich eine tiefe Zuneigung und erstes sexuelles Verlangen. Doch auch Fins Vater bemüht sich um die Gunst der schönen Blumenhändlerin, während Evelyn eine erschütternde Nachricht erhält, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt.

Lohnt sich „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ für mich?

Wie muss dieser kunstvoll fotografierte, mit ausgesprochen schönen Bildern ausgestattete Film auf der großen Leinwand wirken? Wenn die Kamera in Großaufnahme die leise Bewegung von Schmetterlingsflügeln ins Bild bringt oder das sich Öffnen einer Orchideenblüte, deren Duft förmlich zu riechen ist? Leider ist der 2017 in Australien produzierte Film von Priscilla Cameron in Deutschland nicht in die Kinos gekommen, erscheint dafür aber jetzt als DVD-Premiere. Und die sollte auf keinen Fall verpasst werden! Regisseurin und Drehbuchautorin Priscilla Cameron bezaubert hier nämlich nicht nur durch ihre wunderbare, fast märchenhafte Bildsprache, sondern erzählt zudem eine berührende Geschichte von Liebe und Verlust. Dabei steht die Gefühlswelt von Fin, der mit dem Tod seiner Mutter fertig und erwachsen werden muss, im Mittelpunkt, wie auch die von Evelyn. Wie sich so nach und nach herausstellt, hat auch sie in ihrem Leben schon einige Verluste hinter sich, musste sich von Träumen verabschieden und steht nun vor einer der schwersten Entscheidungen im Leben einer Frau. Die Rolle der Evelyn hat die meist aus Horrorfilmen, wie „Amityville Horror – eine wahre Geschichte“, bekannte Schauspielerin und Rollkunstläuferin Melissa George übernommen. Sie gibt der Evelyn etwas unglaublich Zärtliches, aber auch etwas Geheimnisvolles und Verletzliches. In der Rolle des Fin ist Ed Ouxenbould zu erleben, bekannt aus Filmen wie „The Visit“ oder „Better Watch Out“. Er spielt den 13-Jährigen mit dem nötigen Maß an Naivität und Glaubwürdigkeit, was seine Gefühle zu Evelyn betrifft. Sein Vater, dargestellt von Ewen Leslie, wirkt dagegen ziemlich unbeholfen – ein kluger Schachzug von Priscilla Cameron, die so ihren Film allein dem ungleichen Liebespaar widmet.

Barbara Felsmann