Die Nile Hilton Affäre

Länge:
106 Minuten (Blu-ray: 111 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Tarik Saleh
Darsteller:
Fares Fares (Noredin Mostafa), Mari Malek (Salwa), Hania Amar (Gina), Yasser Ali Maher (Kammal Mostafa), Mohamed Yousry (Momo)
Genre:
Politischer Film , Thriller
Land:
Schweden, Deutschland u.a., 2017

Der schlechte Ruf eilt der ägyptischen Polizei in ihrem Land voraus. Polizisten sind bestechlich, Gesetze gelten für sie nur eingeschränkt, Gerechtigkeit muss erkauft werden, und Folter ist eine durchaus übliche Verhörmethode. Nur für das Verteilen von Flugblättern werden junge Demonstranten festgenommen. Auch Kriminalkommissar Major Noredin Mostafa kassiert ordentlich von armen Straßenhändlern, mit seinem jungen Kollegen Momo kontrolliert er das Viertel. Seit dem Tod der Frau hat er sich hinter Zynismus verschanzt. Nur der Vater, ein Pflegefall, ist so etwas wie eine moralische Instanz, während Onkel Kammal als Polizei-General maßgeblich im Sumpf mitrührt. Seine weiche Seite zeigt Noredin nur, wenn er äqyptische Liebeslieder hört. Als die berühmte Sängerin Suzanne Tamim im Nile Hilton Hotel ermordert aufgefunden wird, gerät der Polizeimajor immer weiter hinein in einen Strudel aus Intrigen, Gewalt und Verbrechen, der bis in die Eliten des Landes reicht. Die Offiziellen behaupten dreist, die Sängerin hätte Selbstmord begangen, dabei wurde ihr hochprofessionell die Kehle aufgeschlitzt. Wie auf den Straßen Kairos am Vorabend der großen revolutionären Umwälzungen, bricht auch in Noredins Leben immer mehr das Chaos ein, vor allem da er mehr und mehr von der Wahrheitsfindung besessen ist, und sich damit immer mehr mächtige Feinde macht. Die Freundin Gina der Ermordeten taucht bei Noredin auf, mit der er eine Affäre beginnt. Die Frau war ebenso wie das Opfer verstrickt in einen Escortservice und Bestechung. Ginas Leben wird bedroht. Und auch das Leben des Zimmermädchens Salwa, illegale Einwanderin aus dem Sudan und einzige Zeugin der Tat, gerät immer mehr in Gefahr.

Die Umwälzungen durch den sogenannten arabischen Frühling und die ägyptischen Revolution im Jahr 2011 bilden den spannenden Hintergrund für den klassischen Noir-Krimiplot. Ein desillusionierter Polizeimajor, eine Femme Fatale und ein Spinnennetz aus Korruption und Kriminalität im Milieu der Reichen und Schönen, das sind die Ingredenzien der Geschichte. Doch auch der Kriminalfall um Prostitution, Auftragsmord, Erpressung und Wirtschaftskriminalität befasst sich mit der politischen Situation im Land und spiegelt eine zutiefst marode, korrumpierte Gesellschaft am Abgrund. Insofern ermittelt der Protagonist nicht nur in einem Mordfall, sondern auch gegen das Sytem, in dem er lebt und in das er verstrickt ist. Der schwedische Regisseur mit ägyptischen Wurzeln Tarik Saleh (Metropia) wurde von einem realen Fall zu dem Drehbuch inspiriert. Eine libanesische Sängerin wurde 2008 in einem Hotel in Dubai ermordet – in den Fall waren Angehörige der politischen und wirtschaftlichen Führung Ägyptens verwickelt. Die Realität überholte mit der ägyptischen Revolution die Vision im Drehbuch. Die politische Sprengkraft der Geschichte fiel bei den Dreharbeiten auch den Behörden auf, welche das Filmteam des Landes verwiesen. Die in Kairo spielende Geschichte wurde dann in Casablanca gedreht. Auffällig ist neben der interessanten inhaltlichen Verquickung von Noir-Story und politischer Realität auch die stilistische Prägnanz der unruhigen Kamerabilder. In warmen, aber durchgehend schmutzigen Farben entfaltet sich in einem Abwärtsstrudel die Geschichte. Der schwedische Schauspieler mit libanesischer Herkunft Fares Fares (Die Kommune, Ein Augenblick Freiheit, „Jalla! Jalla!“, Kind 44) gibt dem Polizeikommissar die richtige Ausstrahlung zwischen zerknitterter Resignation und aufkeimendem Gewissen. Seine Reise in echte Gefühle und eine moralische Haltung ist dem Untergang geweiht. Am Ende formuliert die Art des Scheiterns eine politische Aussage mit großer Wucht. Auf dem renommierten Sundance Film Festival 2017 wurde der stimmungsvolle Politthriller mit dem Grand Jury Prize ausgezeichnet.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Arabisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (11. Woche 2018).