Die Bande aus der Baker Street

Serienstart:
26.03.2021
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
49-58 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Joss Agnew, Johnny Allan, Weronika Tofilska
Darsteller:
Thaddea Graham (Bea), Darci Shaw (Jessie), Jojo Macari (Billy), McKell David (Spike), Harrison Osterfield (Leopold) u. a.
Genre:
Krimi , Horror , Historienfilm
Land:
Großbritannien, 2021

Auch Meisterdetektive können nicht alles selbst erledigen. Um bei ihren Ermittlungen voranzukommen, sind sie manchmal auf Gehilfen angewiesen, die wichtige Informationen zusammentragen und zwielichtige Orte besuchen. Sogar Sherlock Holmes, der wohl berühmteste Privatermittler der Popkultur, greift in einigen Romanen des britischen Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle auf die Dienste von Straßenkindern zurück, die im englischen Sprachraum als „Baker Street Irregulars“ bezeichnet werden. Bereits mehrfach, unter anderem in zwei BBC-Produktionen, bekamen diese Nebenfiguren in Film und Fernsehen etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die jungen Außenseiter*innen nun auch in der von Tom Bidwell kreierten Netflix-Produktion „Die Bande aus der Baker Street“, die sich trotz einer brauchbaren Ausgangslage als Enttäuschung entpuppt.


Worum es in „Die Bande aus der Baker Street“ geht:


Für mittellose Menschen kann der Alltag im viktorianischen London eine Qual sein. Tagein, tagaus halten sich Bea und ihre Schwester Jessie gerade so über Wasser und wollen um jeden Preis verhindern, dass sie in das gefürchtete Arbeitshaus zurückkehren müssen. Gemeinsam mit ihren Freunden Billy und Spike leben sie in einem Kellergewölbe, von ihrem Vermieter werden sie wegen ausstehender Zahlungen unter Druck gesetzt. Als Bea eines Abends von einem wenig auskunftsfreudigen, in der Baker Street 221 B wohnenden Mann namens Dr. Watson den Auftrag erhält, eine Reihe rätselhafter Babyentführungen zu untersuchen, schiebt sie ihre anfänglichen Vorbehalte aufgrund der finanziellen Aussichten schnell beiseite. Unterstützung bekommen die vier Jugendlichen bei ihren Nachforschungen von Leopold, dem Sohn der Königin, der heimlich der Enge des Palastes entflieht, nachdem eine zufällige Begegnung mit Bea bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Seine genaue Herkunft kann er vor den anderen zunächst verbergen. Während die Truppe ihren ersten Fall für Dr. Watson und dessen mysteriösen Geschäftspartner Sherlock Holmes angeht, wird Jessie immer häufiger von seltsamen Albträumen und Visionen heimgesucht. Schnell zeigt sich, dass sie eine übernatürliche Gabe besitzt, durch die sie in Berührung mit einer dunklen Macht kommt. Etwas Grauenhaftem, das in London Fuß gefasst hat.


Warum „Die Bande aus der Baker Street“ nicht überzeugen kann:


Wie einflussreich der von Doyle erschaffene Detektivkosmos rund um Sherlock Holmes und Dr. Watson ist, beweisen die vielen Filme und Serien, die den Stoff neu interpretieren oder anderweitig anzapfen. Originell, anspruchsvoll und unterhaltsam zugleich präsentiert sich zum Beispiel die BBC-Produktion „Sherlock“, die Benedict Cumberbatch in der Rolle des exzentrischen, sozial unverträglichen Ermittlers in das London der Jetztzeit versetzt. Einen interessanten Dreh liefert auch der im Herbst 2020 veröffentlichte Netflix-Film „Enola Holmes“, der, basierend auf einer Jugendromanreihe, die Erlebnisse der jüngeren Schwester des Meisterdetektivs schildert. Mit der achtteiligen Serie „Die Bande aus der Baker Street" schiebt der Streaming-Riese eine weitere im Holmes-Umfeld angesiedelte Geschichte nach, die durchaus Potenzial besitzt. Randfiguren genauer zu beleuchten, kann aufregend sein. Hier will die Rechnung, zumindest nach Sichtung der ersten drei Episoden, allerdings nicht aufgehen.

Obwohl die Protagonist*innen zum Teil geheimnisvolle Backstorys erhalten, ist von Charaktertiefe nur wenig zu spüren. Die emotionale Verwirrung, die aus Jessies besonderen Kräften erwachsen müsste, spielt etwa eine untergeordnete Rolle. Oft wandeln die optisch verzerrt eingefangenen Visionen auf ausgetretenen Gruselpfaden. Nicht weniger konventionell sind manche Konflikte innerhalb der Baker-Street-Bande. Als größte Schwachstellen erweisen sich die ins Paranormale ausgreifenden Kriminalfälle, die Berührungspunkte mit der von Jessie erfühlten großen Bedrohung haben. Den Plots fehlt es an cleveren Wendungen. Bei ihren Recherchen fliegen den Jugendlichen Hinweise regelrecht zu. Und immer wieder stellen sie aus heiterem Himmel richtige Thesen auf. Etwas mehr Widerstand wäre zwingend notwendig gewesen, um die Spannung anzuheizen. Dass Schöpfer Tom Bidwell den berühmten Sherlock Holmes anfangs nie richtig in Erscheinung treten lässt, befeuert vielleicht die Neugier der Zuschauer*innen. Häufig wirkt die Serie aber wie ein beliebig zusammengepanschter Cocktail. Horror-, Krimi- und Coming-of-Age-Versatzstücke, visuelle Spielereien und unmotiviert eingestreute moderne Musikeinlagen ergeben ein Gesamtbild mit wenig Sogkraft.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (12. Woche 2021).