Der Wunschdrache

Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 8 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Chris Appelhans
Darsteller:
Tim Schwarzmaier (deutsche Stimme Din), Tobias Müller (Long), Lena Schmidtke (Li Na), Katrin Fröhlich (Dins Mutter), Sven Brieger (Li Nas Vater) u. a.
Genre:
Animation , Komödie , Abenteuer
Land:
USA, China, 2021

Nach dem turbulenten, nicht immer überzeugenden, aber mit vielen schrägen Ideen um sich schießenden Roboterapokalypse-Familienspaß „Die Mitchells gegen die Maschinen“ legt Netflix einen neuen prestigeträchtigen Animationsfilm vor. „Der Wunschdrache“, eine chinesisch-amerikanische Gemeinschaftsarbeit, bei der Actionlegende Jackie Chan als Produzent mitwirkte, erinnert allerdings stark an den Disney-Klassiker „Aladdin“, in dem ein Dieb eine Öllampe findet, die einen Geist mit magischen Fähigkeiten enthält. Für sein Regie- und Drehbuchdebüt verlegt Chris Appelhans den ursprünglich aus der berühmten Geschichtensammlung „Tausendundeine Nacht“ stammenden Stoff in das moderne China, genauer: in die Millionenmetropole Shanghai.

In ihrer Kindheit entwickelt sich zwischen Din und Li Na, die im selben Arbeiterviertel wohnen, eine innige Freundschaft. Nie, so schwören sich die beiden, wollen sie sich aus den Augen verlieren. Getrieben von dem Wunsch, es anderswo zu mehr Wohlstand zu bringen, beschließt Li Nas Vater jedoch eines Tages, umzuziehen. Das Band, das Din und seine beste Freundin bislang verbunden hat, ist mit einem Mal gekappt und lässt sich nicht mehr zusammenfügen. Zehn Jahre später haben die einstigen Buddys ganz unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. Während Li Na als Model reich geworden ist und ihr Gesicht auf riesigen Reklametafeln prangt, müht sich Din mehr schlecht als recht durch sein Studium und lebt noch immer in seinem Heimatbezirk. Mit dem Geld aus seinem Nebenjob als Essenskurier, für den er in letzter Zeit das Lernen opfert, will er sich endlich einen großen Traum erfüllen und einen schicken Anzug kaufen, um Li Na an ihrem Geburtstag zu überraschen. Der tolle Plan droht allerdings schnell zu scheitern. Glücklicherweise drückt ihm ausgerechnet jetzt ein seltsamer alter Mann eine mysteriöse Teekanne in die Hand, aus der ein rosafarbener Drache namens Long entsteigt. Das angeblich über 1000 Jahre lang eingesperrte Wesen muss, so behauptet es, Din von nun an dienen und kann ihm drei Wünsche erfüllen. Dumm nur, dass ein Gangstertrio es ebenfalls auf den Drachen abgesehen hat.

Der Auftakt der Animationskomödie macht Lust auf mehr. In einer witzigen und pointierten Montage sehen wir dabei zu, wie Din und Li Na immer stärker zusammenwachsen. Der Augenblick des Abschieds tut weh. Und den Zeitsprung von zehn Jahren veranschaulicht Regisseur Appelhans nicht über langweilige Texteinblendungen, sondern indem er den Ausbau der Skyline von Shanghai im Zeitraffer einfängt. Nicht der einzige interessante optische Einfall. Unterhaltungswert besitzen auch die Diskussionen zwischen Din und Long. Nach langer „Gefangenschaft“ ist dem kauzigen Drachen in der modernen Welt vieles fremd. Und wenig verwunderlich wirken seine Ratschläge ganz schön altmodisch.

Die Zutaten für ein packendes, ans Herz gehendes Abenteuer sind vorhanden. Spätestens ab dem Moment, in dem der Student auf Li Nas Geburtstagsfeier auftaucht, gerät der Film aber aus der Spur. Der Charme, der anfangs zu spüren ist, geht zunehmend verloren, da die Figuren keine Tiefe bekommen, ein ehrliches Gespräch ständig künstlich hinausgezögert wird und die in der Story steckenden sozialkritischen Aspekte – etwa die Fixierung auf Geld und Ansehen – eine platte Behandlung erfahren. In einem Animationsfilm erwartet sicher niemand eine komplexe Auseinandersetzung. Ein bisschen differenzierter als hier darf es allerdings schon sein! Die plötzlichen und damit behaupteten Sinneswandel mancher Charaktere tragen mit dazu bei, dass einem das vorhersehbare Happy End nicht ganz verdient erscheint. Den Wert von Freundschaft hervorzuheben, ist fraglos löblich. „Der Wunschdrache“ kann seine Botschaft jedoch nur in eine durchwachsene Geschichte gießen – und lässt leider einige Wünsche offen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (23. Woche 2021).