Der König der Löwen (2019)

Bereits sehr früh lernt der Löwenjunge Simba von seinem Vater Mufasa, dem Herrscher über die afrikanische Savanne, was es bedeutet, König zu sein. Die Rolle, die die kleine Raubkatze in der Zukunft einmal ausfüllen muss, bringt große Verantwortung mit sich und hat auch ihre gefährlichen Seiten. Das muss Simba eines Tages schmerzlich erfahren, als sein hinterlistiger, auf den Thron spekulierender Onkel Scar den mutigen Mufasa in einen Hinterhalt lockt und grausam ermordet. Im Glauben, er selbst sei für den Tod verantwortlich, flüchtet Simba aus seiner Heimat, und begegnet auf seiner ziellosen Reise dem Erdmännchen Timon und dem Warzenschein Pumbaa. Die beiden muntern den tief getroffenen Streuner wieder auf, werden zu seinen besten Freunden und begleiten sein Heranwachsen zu einem stattlichen Löwen. Irgendwann hat das sorgenfreie Leben allerdings ein Ende. Denn plötzlich steht Simba vor der Frage, ob er seinen rechtmäßigen Platz als König einnehmen soll.

Schon 2016 legte Filmemacher Jon Favreau (Iron Man, Iron Man 2, Cowboys & Aliens) mit The Jungle Book ein Remake eines Disney-Klassikers vor. Überzeugen konnten dabei vor allem die größtenteils aus dem Computer stammenden Bilder. Noch atemberaubender fällt nun die Optik seiner Neuinterpretation des Zeichentrickstreifens Der König der Löwen von 1994 aus. Die Tiere und die in ihrer ganzen Pracht erstrahlende Savanne sind derart detailgetreu und realistisch gestaltet, dass man immer wieder das Gefühl hat, eine Dokumentation zu sehen. Unglaublich, welche Möglichkeiten die digitale Technik heutzutage bietet. Favreaus Auffrischung ist rund dreißig Minuten länger als der Originalfilm, erlaubt sich aber dennoch nur wenige Abweichungen von der Ursprungsgeschichte. Wichtige Wendepunkte – etwa Mufasas Ableben – setzt der Regisseur durchaus packend in Szene. Gelegentlich hätte man sich aber über ein paar neue Akzente und Vertiefungen gefreut. Die Trauer des Protagonisten über den Verlust seines Vaters beispielsweise wird recht abrupt von Timons und Pumbaas Heiterkeit abgelöst. Simbas Freundin Nala wirkt, obwohl sie einige Male ins Geschehen eingreift, nicht wie eine vollwertig entwickelte Figur. Dass sich „Der König der Löwen“ anno 2019 tief vor dem 1994er-Film verneigt, ist keineswegs verwerflich. Kenner der alten Version werden jedoch auf Handlungsebene nicht überrascht und könnten trotz der famosen visuellen Gestaltung am Ende etwas hin- und hergerissen sein.

Christopher Diekhaus