Der Fuchs

Länge:
113 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
13.04.2023
Regie:
Adrian Goiginger
Darsteller:
Simon Morzé (Franz), Karl Markovics (Vater), , Marko Kerezovic (Anton), Alexander Beyer (Glück), Adriane Grzadziel (Marie)
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, Österreich, 2022

Wie persönlich kann ein Film eigentlich sein? Bei manchen bekommt man definitiv das Gefühl nicht los, den Macher*innen allein durchs Schauen ziemlich nahezukommen. Genau so fühlt es sich bei Adrian Goiginger an. Nachdem er in „Die Beste aller Welten“ ein dramatisches Stück seiner Kindheit in Österreich beschreibt und zudem seiner Mutter ein Denkmal setzt, beschäftigt er sich in seinem neuen Film „Der Fuchs“ mit dem Schicksal seines Urgroßvaters Franz Streitberger.


Darum geht es in „Der Fuchs“:


Pinzgau, 1927: Der achtjährige Franz, das jüngste von zehn Kindern der Bergbauernfamilie Streitberger, wächst in bitterarmen Verhältnissen auf und wird eines Tages – ohne Vorwarnung – einem Großbauern als Knecht übergeben. Franz wird ein Stück Schokolade gereicht, das erste in seinem Leben, dann gepackt und gegen seinen Willen vom Hof geschleppt. Nach zehn Jahren Knechtschaft wird der nun volljährige Franz entlassen – mit einem Zeugnis, das seine zuverlässige Arbeit lobt, seine Verschlossenheit dagegen bemängelt. In der Tat ist Franz ein schweigsamer, verhärteter Einzelgänger geworden, der den Verlust seiner Familie nicht verkraftet hat. Als er in Salzburg an der kostenlosen Essensausgabe eines Klosters ansteht, entdeckt er einige Soldaten, die junge Männer für das Österreichische Bundesheer rekrutieren. Geworben wird mit einer freien Unterkunft, dreimal täglich eine Mahlzeit und Sold. Die Entscheidung ist schnell gefallen. Franz wird Soldat, gilt allerdings auch in der Kompanie als Außenseiter. Das Gefühl, dass die Kameraden eine Familie sind und füreinander einstehen, kann er nicht teilen. Ob er nicht wisse, was eine Familie sei, wird er einmal gefragt. Seine Reaktion darauf: Wut und Ohnmacht.

Im Mai 1940, als die Kompanie nach Frankreich geschickt wird und er als Motorradkurier vorausfahren soll, entdeckt Franz im Wald einen Fuchswelpen. Er nimmt das hilflose Tier mit und versteckt es im Beiwagen seines Motorrads. Liebevoll kümmert er sich – selbst im schlimmsten Bombenhagel – um den kleinen Fuchs und versucht ihm eine elterliche Geborgenheit zu geben, die er selbst nie erfahren hat.


Warum sich dieser Spielfilm lohnt:


Bereits als 14-Jähriger hat Adrian Goiginger begonnen seinen Urgroßvater zu befragen und dessen Kriegserinnerungen mit einem Diktiergerät aufzuzeichnen. Über viele Jahre nahm er in Abständen diese Gespräche immer wieder auf. Sie bildeten die Grundlage für diesen Film, wie auch die über 350 Fotos, die sein Urgroßvater während des Krieges aufgenommen hatte. Außerdem interviewte der Filmemacher an die 50 Zeitzeugen, las Tagebücher und Briefe aus der Kriegszeit, um auch die Nebenfiguren realistisch gestalten zu können. Die intensive Recherche hat sich bezahlt gemacht, denn Adrian Goiginger ist mit „Der Fuchs“ ein ganz persönlicher, sich auf die Gefühlswelt seiner Protagonisten konzentrierender Film geworden, der trotzdem die Grauen des Krieges nicht ausspart. Im Mittelpunkt steht Franz, dessen traumatische Erfahrungen ihn zu einem Einzelgänger gemacht haben. Ihm ist es nicht möglich, ein enges Verhältnis zu Menschen aufzubauen. Auch als er die Zuneigung einer Frau erfährt, kann er damit nicht umgehen. Einzig zu dem tierischen, kleinen Wesen entwickelt er tiefe Gefühle. Diese Innenansicht eines zutiefst verletzten Menschen, dessen innere Verhärtung durch die Beziehung zu einem Tier aufweicht, geht unter die Haut. Im Film findet am Schluss eine Aussöhnung mit dem Vater statt. Im wirklichen Leben war dies Franz Streitberger nicht gegönnt. In diesem Sinne: Gut, dass es Kino und Filme gibt!

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (37. Woche 2023).