Der Fall Eichmann

Im Mai 1960 wird der NS-Verbrecher Adolf Eichmann, der den millionenfachen Mord an den Juden mitverantwortete, in Argentinien gefasst und nach Israel verschleppt. Nur ein Jahr später beginnt dort ein mit Spannung erwartetes Gerichtsverfahren, das der TV-Produzent Milton Fruchtman und Regisseur Leo Hurwitz um jeden Preis ins Fernsehen bringen wollen. Fest entschlossen, den aufsehenerregenden Prozess einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bricht das Filmteam nach Jerusalem auf, sieht sich dort allerdings mit diversen Schikanen und Drohungen konfrontiert. Fruchtman und Hurwitz lassen sich jedoch nicht einschüchtern und kämpfen um die Gunst der Zuschauer, denen der Schrecken des Nazi-Regimes unmissverständlich vor Augen geführt werden soll. Immerhin wissen selbst 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs viele Menschen nicht, welches Grauen in den Konzentrationslagern herrschte.

In einer Mischung aus Spielfilmszenen und Originalaufnahmen taucht das von der BBC produzierte und prominent besetzte Dokudrama in den Prozessverlauf und die Hintergründe seiner weltweiten Ausstrahlung ein, die zu einem Medienereignis avancierte. Tag für Tag wurde über das Verfahren in bis zu 38 Ländern berichtet. Und doch war die Aufmerksamkeit des Publikums keinesfalls gesichert, wie der von Paul Andrew Williams (Song for Marion – Lass dein Herz singen) inszenierte Fernsehfilm verdeutlicht. Fruchtman und Hurwitz müssen angesichts anderer bahnbrechender Geschehnisse wie der ersten Fahrt eines Menschen in den Weltraum um das Interesse der Betrachter kämpfen, was zu Konflikten zwischen dem Produzenten und dem in Hollywood wegen seiner linken Gesinnung geächteten Regisseur führt. Hurwitz – so zeigt es die BBC-Produktion – glaubt, dass jeder Bürger unter bestimmten Umständen zu unglaublichen Gräueltaten fähig ist, und scheint geradezu besessen von dem Wunsch, die Banalität des Bösen zu entlarven. Um jeden Preis will er Eichmanns Panzer knacken, eine Regung des Nazi-Verbrechers einfangen, der sich im Prozess irritierend uneinsichtig und teilnahmslos präsentiert. Auch wenn der Film diese Obsession etwas schematisch ausarbeitet, bleibt sie stärker haften als die eingeschobenen Spannungsmomente, die illustrieren sollen, unter welch schwierigen Bedingungen Fruchtman und Hurwitz ihre Arbeit verrichten. Erschütternder als die in Farbe gehaltenen Spielfilmsequenzen ist freilich das Archivmaterial aus den Konzentrationslagern, das Williams in sein Dokudrama integriert.

Blu-ray-Bildformat:1:1,78/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Trailer

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Christopher Diekhaus