Das wahre Leben

Die 1981 in Hamburg geborene Hannah Herzsprung gehört seit „Vier Minuten“ zu den gefeierten Nachwuchstalenten in Europa. 2007 mit dem Bayerischen Filmpreis und dem Undine Award ausgezeichnet, erhielt sie für ihre Nebenrolle in „Das wahre Leben“ gleich auch noch den Deutschen Filmpreis und wurde soeben während der Berlinale als einer von neun European Shooting Stars gekürt. Ohnehin hat sich der Schweizer Regisseur Alain Gsponer mit Katja Riemann, Ulrich Noethen und Juliane Köhler eine erstklassige Crew herangeholt, die seinem neuen Film einen unerhörten Drive verleiht und über manche dramaturgische Schwäche hinweg hilft.

Doch worum geht es? Roland Spatz arbeitet als Geschäftsmann 14 Stunden am Tag und sieht seine Familie so gut wie gar nicht, während sich seine Frau Sybille, Inhaberin einer avantgardistischen Galerie, mit einem Liebhaber tröstet. Die beiden Söhne genießen zwar den Wohlstand, in dem sie aufwachsen, sind aber ansonsten mit ihren Problemen auf sich allein gestellt: der 19-jährige Charles mit seinem Coming-out und der etwas jüngere Linus mit seiner Manie, alles in die Luft sprengen zu müssen. So richtig brechen die Konflikte auf, als Roland seinen Job verliert und nun zu Hause das Zepter übernehmen will. Als dann auch noch neue Nachbarn mit ihrer selbstmordgefährdeten Tochter auftauchen, wird das Leben der angeblich so heilen Familie vollends durcheinander gebracht.

Alain Gsponer setzte sich bereits in seinem letzten Film mit den Schwierigkeiten heutiger Eltern-Kind-Beziehungen auseinander. Doch während er in „Rose“ seinen Figuren mit viel Wärme und Sympathie begegnete, zeichnet er hier ein bitterböses, tragikomisches Bild von einer Mittelstandsfamilie, die erst wieder zueinander finden kann, wenn der ganze Wohlstandsballast abgeworfen ist.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Interviews, Biografie, Bildergalerie, Trailer

Barbara Felsmann