Captive State

Länge:
109 Minuten (Blu-ray: 109 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Rupert Wyatt
Darsteller:
Ashton Sanders (Gabriel Drummond), John Goodman (William Mulligan), Jonathan Majors (Rafe Drummond), James Ransone (Patrick Ellison), Vera Farmiga (Jane Doe/Priscilla Scott)
Genre:
Science-Fiction , Thriller
Land:
USA, 2019

Angriffe aus dem All auf die Erde hat das Kino schon viele erlebt. Und nicht selten – siehe Roland Emmerichs Effektgewitter „Independence Day“ – feuern Filmemacher dabei aus allen Rohren. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Rupert Wyatt („The Gambler“, „Planet der Affen: Prevolution“) in seinem Science-Fiction-Thriller „Captive State“, der seine spinnenartigen Außerirdischen zwar schon früh in Erscheinung treten lässt, aber weniger an einer krachenden Spektakelsause interessiert ist. Vielmehr schlägt der dystopische Streifen politische Untertöne an, die eine gespenstische Grundstimmung produzieren.

In der nahen Zukunft steht die Welt nach einem Überfall durch Aliens unter der Herrschaft der Invasoren. In zahlreichen Metropolen gibt es sogenannte Sperrzonen, in denen sich die als Legislatoren bezeichneten Eindringlinge aufhalten und zu denen normale Bürger keinen Zutritt haben. Etabliert hat sich seit der feindlichen Übernahme ein straff organisierter, unerbittlicher Überwachungsstaat, der Probleme wie Arbeitslosigkeit und Kriminalität ausgelöscht zu haben scheint. All jene, die nicht mit den extraterrestrischen Machthabern kooperieren, werden verfolgt und gnadenlos zur Strecke gebracht. Ins Visier des in Chicago arbeitenden Polizisten William Mulligan gerät der junge Gabriel Drummond, dessen Eltern zu Beginn der Invasion ums Leben kamen und dessen für tot erklärter Bruder Rafe Anführer einer angeblich zerschlagenen Untergrundgruppe war. Gabriel, der sich mit illegalen Botengängen etwas dazu verdient, plant die Flucht aus dem Unterdrückungssystem, wird allerdings in die neuen Anschlagspläne der Widerstandskämpfer verwickelt.

Mit seinen stark entsättigten, graustichigen Bildern, seinen heruntergewirtschafteten Schauplätzen und der omnipräsenten Überwachungstechnik etabliert der Film schon im ersten Drittel ein durchdringendes Klima der Bedrohung. Kleine Begebenheiten – zum Beispiel ein Vorfall an Gabriels Arbeitsplatz – reichen aus, um zu verstehen, wie effizient die Kontrolle funktioniert und wie rigoros das autoritäre Regime bei Verdacht auf Abweichungen einschreitet. Alle Menschen tragen unter der Haut eine Wanze, die ihren Aufenthaltsort und ihre körperliche Verfassung festhält. Zudem sind Drohnen ständig in Alarmbereitschaft. Dem Auge der Herrscher zu entkommen, erfordert offenkundig großen Mut und große Kreativität.

Besonders eindrucksvoll fängt Wyatt in einer packend getakteten Sequenz im Mittelteil das ausgeklügelte Kommunikationsnetz der ethnisch und sozial durchmischten Rebellentruppe ein. Informationen werden hier auf originelle Weise von einer Person zur nächsten übermittelt, bis am Ende der Kette das vorbereitete Attentat Gestalt annimmt. Überraschend, aber auch etwas schade ist, dass in dieser Phase der als Protagonist in Stellung gebrachte Gabriel fast komplett aus dem Blick gerät. Die Charakterführung und die emotionalen Beziehungen einzelner Figuren hätte das Drehbuch aus der Feder des Regisseurs und seiner Ehefrau Erica Beeney präziser nachzeichnen müssen, um noch mehr Wucht zu erzeugen. Das in „Captive State“ entworfene Zukunftsszenario bleibt manchmal – etwa in der Frage nach dem Verschwinden von Kriminalität und Armut – ein wenig schwammig. Immer wieder gelingt es dem mit treibender Musik unterlegten Film jedoch, uns in die bedrückende Welt mit ihren vielen kleinen düsteren Details hineinzuziehen. Lesen lässt sich der nicht ganz ausgereifte, dennoch spannende und ideenreiche Science-Fiction-Thriller auch als Allegorie auf den menschengemachten Kolonialismus.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (50. Woche 2020).