Bad Behaviour (Staffel 1)

Serienstart:
11.08.2023
Staffel:
1
Folgen:
4
Länge der Folgen:
52-57 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Corrie Chen
Darsteller:
Jana McKinnon (Joanna „Jo“ Mackenzie), Markella Kavenagh (Portia), Yerin Ha (Alice), Erana James (Ronnie), Mantshologane Maile (Ruby) u. a.
Genre:
Drama , Literaturverfilmung
Land:
Australien, 2023

Es gibt Dinge oder Menschen, die ändern sich nicht. Manche Erwachsene sind vielleicht etwas reifer geworden, erfahrener, sie legen aber immer noch alte Verhaltensweisen an den Tag, füllen nach wie vor die Rollen aus, die sie schon als Mitschüler*innen innehatten. Von den Erinnerungen an eine schmerzhafte Schulzeit und von einem Rückfall in einstige Verhaltensmuster handelt die australische Miniserie „Bad Behaviour“. Grundlage des Vierteilers ist ein Buch der Schriftstellerin Rebecca Starford, die darin ihre eigenen Internatserfahrungen verarbeitet hat.


Wovon die Miniserie „Bad Behaviour“ handelt:


Auf dem Weg zu einer etablierten Autorin hält sich die 25-jährige Joanna „Jo“ Mackenzie mit Aushilfstätigkeiten über Wasser. Als Kellnerin jobbt sie in einem Konzerthaus und trifft dort eines Tages ihre alte Klassenkameradin Alice, eine inzwischen weltweit gefeierte Cellistin. Alices kühle Reaktion verunsichert Jo nachhaltig und lässt sie fortan immer wieder an die gemeinsame Zeit in Silver Creek denken: Zehn Jahre zuvor besuchen die beiden jungen Frauen als Stipendiatinnen das exklusive Internat tief im australischen Busch. In ihrer Unterkunft, dem sogenannten Red House, hat die selbstbewusste Portia das Sagen. Ihr Wort ist Gesetz, und wer nicht nach ihrer Pfeife tanzt, wird systematisch schikaniert. Einerseits fürchtet Jo die Mobbingattacken, andererseits würde sie vieles tun, um der Anführerin im Red House zu gefallen. Zehn Jahre später kehrt auch Portia in das Leben der aufstrebenden Schriftstellerin zurück.


Warum sich die Miniserie „Bad Behaviour“ lohnt:


Dass die Miniserie auf einem Erlebnisbericht basiert, merkt man ihr deutlich an. Pip Karmel und Magda Wozniak, die Rebecca Starfords Memoiren adaptiert haben, zeichnen vor allem die toxischen Dynamiken innerhalb der Gruppe überzeugend nach. Portia nutzt es gezielt aus, dass sich die Schülerinnen von Silver Creek weitgehend selbst verwalten sollen, und etabliert ein perfides Herrschaftssystem. So schnell, wie sie Zuneigung verteilt, so plötzlich drangsaliert sie die betreffende Person wenig später. Jo zermürbt das permanente Wechselspiel. Ständig glaubt sie, endlich Portias Anerkennung gefunden zu haben, nur um dann wieder verlacht und bloßgestellt zu werden. Ihre verzweifelte Suche nach Akzeptanz macht Jo zu einer alles andere als lupenreinen Sympathieträgerin. Vielmehr ist sie gebrochen, widersprüchlich und verfällt mitunter selbst in die Rolle eines Bullys. Ihre Frustration bekommt besonders Alice mehrfach ab.

Wie sehr die Protagonistin von der Vergangenheit geprägt wird, unterstreicht die Gegenwartsebene. Denn auch dort hat Portia noch Macht über Jo, was diese verärgert, verwirrt und zu verletzenden Handlungen gegen Menschen aus ihrem Umfeld treibt. Dass sich Jo nicht lösen kann, lange auf der Stelle tritt, hat vor allem einen Grund: Zwischen ihr und Portia besteht bereits in Silver Creek eine erotische Anziehung. Keine Frage, das Verhältnis der jungen Frauen ist komplex, nicht einfach zu beschreiben, aber gerade deshalb spannend. Unter die Haut geht das Hin und Her zwischen Jo und Portia auch, weil die beiden Darstellerinnen stark aufspielen. Markella Kavenagh, bekannt aus der Prime-Video-Saga „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, untermauert die Unberechenbarkeit und Autorität der Rädelsführerin gleich mit den ersten Szenen. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“-Star Jana McKinnon wiederum hat die schwere Aufgabe, eine ganze Palette an Emotionen – Angst, Mitgefühl, Resignation und Wut – zu vermitteln. Die Zerrissenheit Jos bringt sie erfreulich glaubhaft rüber.

Positiv und negativ zugleich sticht die Abschlussfolge hervor. Toll, wie die zwei Zeitebenen hier verzahnt werden. Jetzt, da Jo sich dem Erlebten stellen muss, fließen Vergangenheit und Gegenwart noch stärker als vorher ineinander. So sehr, dass sich in einer Sequenz, einem Gespräch zwischen Jo und Portia, das Aussehen von Einstellung zu Einstellung ändert. Mal sitzen vor uns die Silver-Creek-Teenagerinnen in ihren Schuluniformen, dann wieder die zehn Jahre älteren Erwachsenen. Viel besser kann man die visuellen Möglichkeiten des Mediums nicht nutzen! Verglichen mit den anderen Kapiteln fällt dieses hier allerdings plakativer und oberflächlicher aus.


Unser Fazit zu „Bad Behaviour“:


Auch wenn die vierte Folge erzählerisch abbaut und manche Entwicklungen überhastet zusammenfasst – Mobbingdynamiken, Machtspiele und Begehren werden in „Bad Behaviour“ die meiste Zeit so präzise und detailliert abgebildet, dass man diese Miniserie definitiv empfehlen kann.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (32. Woche 2023).