Ausgerechnet Sibirien

Tage in die sibirische Filiale des kleinen Städtchens Kemerovo schickt, um der dortigen Leiterin eine Anerkennungsurkunde zu überreichen, hat er dazu überhaupt keine Lust. Zu allem Überfluss tritt er in Kemerovo auch noch in jedes Fettnäpfchen, das irgendwo herumsteht. Sein junger Dolmetscher Artjom bemüht sich zwar nach Kräften, seine Schnitzer auszubügeln, doch auch er verliert bald die Geduld mit Bleuel. Doch dann hört Matthias Bleuel aus Leverkusen auf dem kleinen Markt von Kemerovo zum ersten Mal im Leben Kehlkopfgesang. Die Sängerin Sajana, Angehörige der schorischen Minderheit, erobert damit schlagartig sein Herz. Und so beschließt Bleuel kurzerhand am Abreisetag, die Dienstreise auf eigene Faust zu verlängern. Er engagiert Artjom als Helfershelfer und reist Sajana in ihr kleines Heimatdorf nach.

Ralph Huettner, der schon mit "Vincent will Meer" bewies, dass er wunderschön lakonisch erzählen kann, hat mit Joachim Król einen großartigen Darsteller für Matthias Bleuel gefunden. Króls Fähigkeit, durch beiläufiges Gestikulieren gleichzeitig überzogen selbstbewusst und innerlich hilflos zu wirken, passt genau auf die Rolle des peniblen Logistikers. Der Kontrast zwischen Leverkusen und Kemerovo, der sich nicht nur in der Architektur, sondern auch im zwischenmenschlichen Miteinander spiegelt, wird von Król meisterlich in typisch deutschen Aktionismus umgesetzt – bis er beschließt, endlich an sich selbst zu denken und seinem Traum zu folgen. Auch Vladimir Burlakov, der den jungen Dolmetscher mit Charme und Tiefstapelei ausstattet, ist eine gelungene Besetzung. Die faszinierende Landschaft des sibirischen Sommers und die geheimnisvolle Atmosphäre, die Yulia Men und ihre schorische Heimat umgibt, tragen zudem dazu bei, dass „Ausgerechnet Sibirien“ die Zuschauer auf eine Reise in eine wundersame, unbekannte Welt mitnimmt.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Bildergalerie

Rotraut Greune