vincent will meer

Film: vincent will meer
Prädikat besonders wertvoll
Länge:
96 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Ralf Huettner
Darsteller:
Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Johannes Allmayer, Heino Ferch, Katharina Müller-Elmnau
Genre:
Tragikomödie , Road-Movie
Land:
Deutschland, 2009
Vincent leidet unter dem Tourette-Syndrom, einer Krankheit, die sich durch nervöse Ticks und unkontrollierbare, oft obszöne Verbalausbrüche äußert, gerne in den unpassendsten Momenten. Als Vincents Mutter, seine einzige Bezugsperson, stirbt, schiebt ihn der ehrgeizige und herrische Vater in eine psychiatrische Einrichtung ab. Dort trifft Vincent auf die magersüchtige Marie, die sich mit renitenter Entschlossenheit zu Tode hungern will, und den überpingeligen Zimmergenossen Alexander, der eine ausgeprägte Zwangsneurose hat. Marie und Vincent wollen abhauen. Dazu klauen sie das Auto der Klinikchefin Dr. Rose. Da ihnen Alexander in die Quere kommt, wird der nervige Störenfried kurzerhand mitgenommen. Vincent will ans Meer. In einer Bonbondose führt er die Asche seiner Mutter mit. Es wird eine abenteuerliche Reise mit vielen Hindernissen und Rückschlägen und am Ende eine Reise zu sich selbst.

Ein Film über behinderte, neurotische, kranke Menschen? Das hört sich nach einem problembewussten Drama an, ist aber in erster Linie ein äußerst gelungener Genremix: eine Tragikomödie im besten Sinne. Ralf Huettner ist mit diesem Überraschungs-Kinoerfolg des Sommers 2010 ein wunderbar schräger, eindringlicher, aber ebenso komischer wie zutiefst trauriger Film über das späte Erwachsenwerden eines jungen Mannes gelungen. Diese kleine, aber äußerst feine Produktion besticht eher durch ihre leisen Zwischentöne und die sorgfältig entwickelten Charaktere. Ein Verdienst vor allem von Hauptdarsteller Florian David Fitz, der mit dem hoch gelobten Drehbuch sein Debüt als Autor gibt. Fitz missbraucht die Behinderungen und psychischen Krankheiten der drei jungen Menschen nie als simple Gaglieferanten. Im Gegenteil: Das Lachen darüber ist vielmehr die Quelle von großer Sympathie und Akzeptanz. Ein besonders starkes Bild findet der Film für den Ausbruch, als die drei auf einem Gipfelkreuz sitzen und ihnen die Welt nicht nur zu Füßen liegt, sondern sich zum ersten Mal buchstäblich um sie dreht. Auch Vincents Vater, ein unsympathischer Lokalpolitiker, und die an sich selbst zweifelnde Psychologin Dr. Rose geben ein gelungenes Pärchen ab. Die beiden rhetorisch geschulten Menschen liefern sich wunderbare verbale Schlachten und durchlaufen – ähnlich wie die drei Ausreißer – eine wichtige und nachvollziehbare Wandlung. Ein Film zum Lachen und Weinen, der keine Angst vor großen Gefühlen hat, unterhaltsam, leicht und trotzdem zutiefst tragisch, in dem alle Darsteller zur Höchstform auflaufen.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Entfallene Szenen, Making of, Interviews, Behind the Scenes, Bio- und Filmografien

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (42. Woche 2010).