Atomic Falafel (tlw. OmU)

Länge:
88 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Dror Shaul
Darsteller:
Mali Levi Gershon (Mimi), Alexander Fehling (Oliver), Michelle Treves (Nofar), Idan Carmeli (Meron), Tara Melter (Sharareh), Shai Avivi (Haim Shai)
Genre:
Komödie , (Anti-)Kriegsfilm
Land:
Israel, Neuseeland u.a., 2015

Die schöne Witwe Mimi verkauft mit ihrer schwer pubertären Tochter Nofar im Niemandsland der israelischen Wüste Falafel aus ihrem Food-Truck. Die Soldaten lieben die Bällchen, sie versprechen sogar nie wieder zu schießen, nur um ein weiteres Falafel zu ergattern. Beide Frauen ahnen nicht, dass sie sich in unmittelbarer Nähe einer geheimen unterirdischen Kommandozentrale befinden. Hier beraten die obersten Kriegsherren des Landes gerade einen atomaren Präventivschlag gegen den Iran, wofür ihnen nur 72 Stunden Zeit bleibt. Laut Geheimdienstquellen soll der Iran einen Atomschlag gegen Israel planen und nun wollen die Israelis unter dem Kommando von General Haim dem Nachbarland zuvorkommen. Die Herren im Untergrund sind aber alles andere als ein homogener Haufen. Der Verteidigungsminister sorgt sich vor allem um die schlechte Presse, der Geheimdienstchef ist wegen etlicher Operationen nach Kriegsverletzungen ein wandelnder Funk-Empfänger, und der Armeeoberst will unbedingt endlich wieder Krieg, es kann nicht schnell genug an die Waffe gehen. Aber ausgerechnet jetzt kommt die internationale Atomkontrollbehörde ins Land, und ausgerechnet in den deutschen Vertreter der Kommission verliebt sich Mimi Hals über Kopf. Der Pazifist Oliver hat sich für seinen Job qualifiziert, weil er eine ausgeprägte Allergie gegen Radioaktivität hat. Fortan stellt General Haim den Liebenden nach, denn er sieht seine Pläne nicht nur gefährdet, sondern wittert auch Landesverrat. Aber da hat er die Rechnung nicht mit der Jugend gemacht. Denn Nofars bester Freund Meron ist ein begnadeter Hacker, mit seinem „kurdischen Wurm“ will er den Weltfrieden herbeiführen. Nofar freundet sich über das Internet außerdem mit der freigeistigen, jugendlichen iranischen Rapperin Scharahreh an. Zu dritt gelingt ihnen das scheinbar Unmögliche: Sie durchkreuzen nicht nur Israels Pläne für einen atomaren Angriff, sondern plötzlich reichen sich ehemalige Feinde die Hand. Oder doch nicht?


Die überdrehte, groteske Komödie des israelischen Regisseurs Dror Shaul (Sweet Mud – Im Himmel gefangen) sieht sich in der Tradition von Stanley KubricksStanley Kubricks„Dr. Seltsam – oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Ähnlich wie in der letzten Zeit die internationalen Produktionen A Perfect Day oder Rock the Kasbah stellt sich hier die Frage: Kann man über so ein ernstes Thema wie Krieg eine Komödie machen? Ja, man kann, unbedingt sogar. Hier ist der Humor derartig fröhlich überzeichnet, dass es komplett sinnlos ist, irgendeinen Realitätsbezug herstellen zu wollen. Und doch trifft der Film mit seiner schlichten, menschlichen Botschaft immer wieder ins Schwarze, oder zielt mit unverfrorener Selbstironie genau dahin, wo es weh tut. Die Burleske zieht sämtliche Klischees lustvoll durch den Kakao, zeigt das israelische Militär als Bande von Testosteron gesteuerten, trotzdem irgendwie liebenswerten Pappkameraden, und – sehr sympathisch – lässt seine jugendlichen Darsteller das eigentliche Herz des Films sein.

Obwohl die Liebesgeschichte von Mimi und dem deutschen Pazifisten mehr im Mittelpunkt steht, sind es vor allem die Szenen mit Nofar, die ebenso kernig wie direkt wie sehnsuchtsvoll ihr erstes Mal einfordert. Der junge Schauspieler, der ihren bestern Kumpel Meron verkörpert, legt ein ebenso feines wie großes Talent für Komik an den Tag. Und auch die Rap Einlagen der iranischen Freundin beleben diese Ansammlung von teils absurd überzogenen Charakteren. Der Humor dieser Groteske ist gewiss nicht besonders fein, dafür spart die Schlusswendung nicht mit einer Spitze gegen beide Kriegsseiten. Insofern offenbart diese ausgelassene, atemlose und wilde Komödie eine grundsympathische Geschichte, bei der bitte auf keine Fall irgendwas allzu ernst genommen werden sollte. Denn Lachen ist immer noch die beste Medizin. Auch oder gerade wenn es um so ein ernstes Thema geht.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 16:9

Sprachen: Deutsch/Englisch/Farsi/Hebräisch/Mehrsprachig DD 2.0/Mehrsprachig DD 5.1

Untertitel: Deutsch

Anbieter

Kauf-DVDMovienet

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17. Woche 2017).