American Violence

Die Psychologin Amanda Tyler gilt als eine der wichtigsten Expertinnen auf dem Gebiet der Gewaltforschung und ist seit dem Mord an ihrem Mann auch überzeugte Verfechterin der Todesstrafe. Vor dem Hintergrund der anstehenden Gouverneurswahl soll sie nun den Fall des zum Tode verurteilten Mörders Jackson Shea noch einmal genauer unter die Lupe nehmen, um so zu einem klaren Statement für oder gegen die Todesstrafe zu gelangen. Das Ergebnis ist vorhersehbar – sollte man zumindest meinen. Doch im Gespräch mit Jackson taucht Amanda ein in eine weitverzweigte Geschichte, die sie einfach nicht kalt lassen kann. Sie reicht von Missbrauch durch den Onkel über falsche Einflüsse im Gangster-Milieu bis hin zu tief verwurzelter Korruption. Eine große Herausforderung für die bisher so geradlinig orientierte Psychologin. Denn möglicherweise ist der Ursprung der Gewalt vielmehr im System zu suchen.

Vom Grundgedanken her klingt „American Violence“ absolut spannend – nur leider hapert es an der Umsetzung. Regisseur Timothy Woodward Jr., der schon in Schachmatt – Spiel ohne Ausweg die Charaktere zu reinen Schachfiguren degradiert hatte, scheint hier noch einen draufsetzen zu wollen. Selbst mit viel Wohlwollen sind die Entscheidungen und Sinneswandel der Charaktere einfach nicht nachvollziehbar – beispielsweise wenn die als knallhart eingeführte Amanda innerhalb kürzester Zeit so wirkt, als hätte sie gerade tausend süße Katzenvideos gesehen und würde Jackson am liebsten einfach nur noch knuddeln. Und auch bei dem vermeintlichen „Bad Boy“ ist keinerlei Kontur erkennbar – man wartet geradezu auf einen großen Clou wie bei „Zwielicht“, aber er will einfach nicht kommen. Es fehlt dem Film an Seele. Als hätte jemand eine gute Idee gehabt, dann aber keine Lust, sich näher mit der Umsetzung zu beschäftigen. Stattdessen wurden bekannte Elemente aus erfolgreichen Thrillern kopiert und offenbar wahllos zusammengefügt. Schade, denn innerhalb des ganzen Gewusels verstecken sich auch ein paar interessante Gedanken und einige der Szenen machen wirklich Spaß. Ein schwacher Trost: Wenigstens hätte „American Violence“ ein guter Film werden können.


Blu-ray-Bildformat: 1:2,20/1080p
Ton: dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 / Englisch dts HD 5.1

Marius Hanke