Almost Fly (Staffel 1)

Serienstart:
02.05.2022
Staffel:
1
Folgen:
6
Länge der Folgen:
43 bis 49 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Florian Gaag
Darsteller:
Samuel Benito (W), Andrew Porfitz (Ben), Simon Fabian (Nik), Paula Hartmann (Denise), Laurids Schürmann (Alex), Elmo Anton Stratz (Damir), Samy Abdel Fattah (Cengiz) u.a.
Genre:
Jugend , Drama , Musikfilm
Land:
Deutschland, 2021

„Zwei Jahre Bürokaufmann und dann 50 Jahre bei Schuster & Sohn – mein ganzes Leben in diesem Scheißkaff.“ Das ist es, was Walter kurz vor seinem Schulabschluss vor sich sieht. Doch stattdessen stößt er gemeinsam mit seinem besten Kumpel Ben mitten in die Anfänge der Hip-Hop-Kultur und sorgt dabei eher aus Versehen für den ersten entscheidenden Schritt in Richtung Deutschrap. „Wholetrain“-Regisseur Florian Gaag präsentiert uns hier mit der Serie „Almost Fly“ eine fiktive Geschichte, die sich auch gut in der tatsächlichen Rap-Historie gemacht hätte. Mit coolem Soundtrack und jeder Menge 90er-Feeling.


Was dich in der Serie „Almost Fly“ erwartet:


Ben und Walter gehören eher zu den unauffälligen Jungs in der Schule, für die sich niemand wirklich interessiert. Sehr zu ihrem Leidweisen, zumal auch sonst hier in der Kleinstadt nicht gerade die große Zukunft vor ihnen liegt. Doch dann bekommen sie zufällig von einem Hip-Hop-Konzert im naheliegenden Militärstützpunkt mit und schaffen es an dem besagten Abend tatsächlich mit Umwegen an der Security vorbei – um dort sogleich vom berauschenden Vibe begeistert und mitgerissen zu werden. Ein Abend mit Konsequenzen, und das nicht nur, weil sie schließlich mit der Security aneinandergeraten und von ihren Eltern abgeholt werden. Denn als die coolen Jungs sie in der Schule mit fiesen Fragen in Bedrängnis bringen, posaunt Ben kurzerhand heraus, dass sie Rapper sind und beim bald anstehenden Schulkonzert auftreten.

Nun geht es also darum, die kleine Notlüge kurzerhand zur Wahrheit umzuformen – nur dass die beiden bislang weder Beats noch Flow noch überhaupt auch nur den geringsten Plan haben, wie sie das alles anstellen sollen. Zum Glück steht mit dem Technik-Nerd Nik schon bald jemand an den mit Lego aufgepeppten Turntables, während sich zugleich eine außergewöhnliche kleine Truppe um sie herum bildet. Da bleibt wohl nichts anderes übrig, als tatsächlich den großen Schritt auf die Bühne zu wagen.


Warum „Almost Fly“ eine überraschend großartige Serie ist:


Kaum zu glauben, aber die deutsche Punkband The Wohlstandskinder behält bis heute Recht: Die 90er sind auch weiterhin zum Recyclen da. Tatsächlich scheint es wieder mal Trend zu sein, Szenekultur bei der Wurzel zu packen und von den Anfängen zu erzählen – wie ja auch schon vor einiger Zeit „Wu-Tan: An American Saga“ einen länger zurückliegenden roten Faden des Hip-Hop wieder aufgenommen hat. „Almost Fly“ verfügt dabei zwar nicht über den Weltstar-Bonus, spielt dafür aber seinen ganz eigenen Charme voll aus. Denn hier geht es nicht um den üblichen Hustle, sondern vielmehr darum, sich einer Welt voller Erwartungen zurechtzufinden und schließlich den Mut zu finden, den eigenen Herzensweg einzuschlagen: Für Walter, der nicht so recht weiß, wie er der Bürde des langweiligen Familienunternehmens entkommen soll. Für Ben, der erst durch Zufall erfährt, dass sein verschwundener Vater eigentlich ganz in der Nähe wohnt. Für Nik, der sich in seinem Anderssein endlich gegen seine Mutter durchzusetzen lernt und für Denise, die als Ossi-Mädchen im Westen erstmal ganz schön zu kämpfen hat. Für den Klassenstreber Alex, der im Laufe der Serie fast schon beängstigende Manager-Allüren entwickelt und für Damir und Cengiz, die sich mit ihrem Gangster-Getue über Wasser halten – aber die eigentlich doch ziemlich okay sind und ihre Zeit viel lieber mit Sketchen und Graffitis verbringen.

So erzählt „Almost Fly“ viele kleine Geschichten, die irgendwo alltäglich und doch besonders sind. Zusammengehalten von der Gründung der ersten richtigen deutschen Rap-Crew und gespickt mit mitreißenden Momenten, einem verdammt coolen Musikvideo und einem hörenswerten Soundtrack – an dem unter anderem Dexter, Fatoni und Roger Reckless mitgewirkt haben. Mal ganz abgesehen davon, dass Denise-Schauspielerin Paula Hartmann gerade mit dem Track „Kein Happy End“ im Feature mit Casper nur allzu deutlich bewiesen hat, dass sie auch fernab ihrer Rolle wirklich was von Hip Hop versteht.


Unser Fazit zu „Almost Fly“:


Für uns ist „Almost Fly“ eine absolute Empfehlung – erst recht für all jene, die das Feeling noch von damals kennen. Aber genauso für alle anderen, die ein bisschen was mit Rap anfangen können. Neben den kleinen und großen Geschichten rund um das Ende der Schulzeit eröffnet die Serie nämlich einen spannenden Blick darauf, wie Deutschrap auch einen ganz eigenen Ursprung neben der US-amerikanischen Richtung entwickelt haben könnte. Und wir schauen außerdem noch fasziniert dabei zu, wie „das typisch deutsche Kleinstadtleben“ ausnahmsweise mal auf fantastische Weise ausgespielt wird.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (18. Woche 2022).