Stronger

Eigentlich ist Jeff nur beim Boston Marathon, um seine Ex-Freundin Erin zurückzugewinnen – als plötzlich eine Bombe explodiert. Jeff verliert bei dem Anschlag beide Beine, doch er kommt durch und kann sogar dabei helfen, einen der Täter zu identifizieren. Für die Welt ist er nun ein Held, verkörpert „Boston Strong“ und damit den unbedingten Willen, sich von Angst nicht brechen zu lassen. Bei wichtigen Events ist er Ehrengast und selbst die Talkmasterin Oprah möchte ihn kennenlernen. Aber das ist bloß das Bild von außen. Hinter der Fassade sitzt ein Mann, der seine Leichtigkeit verloren hat und den die einfachsten Alltagsvorgänge überfordern. Der sich alles andere als stark fühlt und es hasst, von anderen so gesehen zu werden. Der glücklich ist, Erin wieder bei sich zu haben, und sie zugleich immer wieder von sich stößt, weil er sich all dem nicht gewachsen fühlt. Eben ein Mann, den das Leben plötzlich in eine ganz andere als die erhoffte Bahn gestoßen hat. Und der nun mit dem unermüdlichen Einsatz von Freunden und Familie lernt, sich irgendwie darin zurechtzufinden.

„Stronger“ überrascht – denn was sich zunächst nach einer typisch überzogenen amerikanischen Heldengeschichte anhört, fühlt sich die meiste Zeit über sehr normal an. Kein Wunder, wo der Film auf den Erlebnissen des realen Jeff Bauman und seiner Lebensgeschichte basiert. Doch Regisseur David Gordon Green (Prince Avalanche, Die Wahlkämpferin) schafft es auf bewundernswerte Weise, tiefe Einblicke zu geben und zu bewegen, ohne groß pathetisch zu werden. Ein einfaches Leben bleibt ein einfaches Leben, auch wenn Jeff nun seine Beine eintauschen musste gegen eine Verantwortung, in die er erst noch hineinwächst. Natürlich macht er dabei Fehler, fällt in alte Muster zurück, betrinkt sich und setzt all die kleinen Erfolge wieder aufs Spiel. Und genau das ist das zutiefst Menschliche, das dieser Film transportiert – getragen vom Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal (Nightcrawler, Southpaw), der sich perfekt in seine Rolle eingefühlt hat. Und auch von Tatiana Maslany, die Erin in einer wundervollen Mischung aus durchschnittlich und doch besonders zeichnet. Gerade hier liegt wohl die größte Stärke von „Stronger“: Hier sucht niemand nach großartigen Momenten. Sie sind einfach da. Immer schon.

DVD Extras: Featurette, Trailer

Blu-ray Extras: Featurette, Trailer

Marius Hanke