Birnenkuchen mit Lavendel

Die Obstbäuerin Louise muss Haus und Hof in der Provence seit dem Tod ihres Ehemannes alleine durchbringen. Das Leben ist nicht einfach, denn die malerische Birnenplantage ist mit hohen Schulden belastet. Die Bank sitzt Louise im Nacken und fordert von ihr eine Hypothek aufzunehmen. Nachbar Paul setzt sie unter Druck, will ihr nicht nur das schönste Stück Land abkaufen und die alten Bäume fällen, sondern stellt ihr auch nach. Die jugendliche Tochter Emma hat ihren eigenen Kopf und dann ist da noch ihr aufgeweckter Sohn Felix, der den Vater vermisst. In dieser schwierigen Situation läuft der einsamen Obstbäuerin ein Fremder vors Auto. Sie nimmt den eigenartigen Mann mit nach Hause um dessen Wunden zu versorgen. Pierre leidet am Asperger-Syndrom. Er hat einen zwanghaften Ordnungstrieb, ist mathematisch hochbegabt und noch dazu ein begnadeter Hacker. Seit einem Hackerangriff steht er auch bei der Ärztin Dr. Ferenza unter besonderer Beobachtung. Pierre hat aber auch einen erfrischend unschuldigen und direkten Blick auf die Welt. Jenseits von Konventionen sagt er gerade heraus was er denkt. Und da er Louise sehr schön findet, möchte er sie natürlich auch gerne nackt sehen. Mit Sohn Felix schließt er schnell Freundschaft und auch Emma steht er mit seinen eigenwilligen Methoden zu Seite. Louise spürt zwar den guten Einfluss von Pierre, aber sie wehrt sich auch dagegen. Zwar kann er ihr bei der Bewirtschaftung und dem Berg Rechnungen helfen. Auch erweist er sich als umsichtig was den Obstanbau betrifft. Aber noch ist Louise nicht bereit, sich auf dieses ungewöhnliche Abenteuer einzulassen. Schließlich – wie soll man mit jemandem eine tiefere Bindung eingehen, der ärztlich beglaubigt hochgradig beziehungsgestört ist und körperliche Berührungen nicht erträgt?

Regisseur Eric Besnard (u.a. „600 Kilo pures Gold“) gelingt mit diesem lichtdurchfluteten Feelgood-Movie eine Gradwanderung. Trotz der malerischen Umgebung und der vorhersehbaren Liebesgeschichte gleitet sein Film nicht in den Kitsch ab. Das liegt vor allem an der guten Darstellerriege. Virginie Efira (u.a. Familie zu vermieten, Turning Tide – Zwischen den Wellen), die gerade in Frankreich groß durchstartet, gibt der Protagonistin das richtige Maß an Bodenständigkeit, Ehrlichkeit und Melancholie.
Das heimliche Zentrum ist jedoch gewiss Benjamin Lavernhe als Asperger Patient und liebenswerter Sonderling. Sowohl seine innere Zerrissenheit, sein Hadern mit der Welt, als auch seine Fürsorge und starke Loyalität für die Menschen, die er liebt, zeigt er in feinen Nuancen. Denn seine Sympathiegeständnisse sind einerseits verbal direkt, andererseits aber immer auch gut verborgen hinter seinen Zwangsneurosen. Das birgt einige komische Momente, aber hierin liegt auch die große Tragik der Figur. Auch die jungen Darsteller können auf ganzer Linie überzeugen. Gegenspieler Nachbar Paul hingegen erhält wenig Raum eine interessante Figur abzugeben. Und so bleibt dann doch alles ein wenig zu sehr auf der schönen Oberfläche. Das hoffnungsvolle Ende ist zwar keine große Überraschung, enthält aber auch das sympathische Plädoyer, für die Andersartigkeit von Menschen offen zu sein und darin eine Chance zu sehen. Ein neuer und bereichernder Blick auf die Welt ist damit möglich.

Alles in allem eine stimmige, aber nicht allzu tief gehende Liebeskomödie mit ernsten Untertönen, die auch Einblicke in dieses komplizierte Krankheitsbild gibt.

Die Blu-ray Daten sind identisch mit den DVD-Daten.

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