Like Father, Like Son

Die Nachricht rüttelt stark am Zusammenhalt der beiden Familien. Als ihre Söhne Keita und Ryusei sechs Jahre alt sind, erfahren sie, dass die beiden im Krankenhaus vertauscht wurden. In den Familien herrscht Unsicherheit. Warum haben sie es nicht bemerkt? Warum ist ihnen nicht aufgefallen, dass das Kind, das sie umsorgt und erzogen haben, nicht ihr eigenes war? Die Empfehlung der Behörden ist eindeutig: Keita und Ryusei sollen wieder „zurückgetauscht“ werden und von nun an bei ihren leiblichen Eltern leben. So treffen sich die beiden höchst unterschiedlichen Familien. Während Keitas Eltern ihm sämtliche Spielsachen kaufen konnten, waren Ryuseis Eltern eher arm. Als die Familien tatsächlich beschließen, die „richtigen“ biologischen Verhältnisse wiederherzustellen, merken sie schnell, dass dies nicht so einfach ist und Gefühle nicht auf dem Papier entstehen.

Wie der Vater, so der Sohn. Auch in „Like Father, Like Son“ scheint die Redewendung ihre Gültigkeit zu beweisen, bis die Familienverhältnisse plötzlich radikal in Frage gestellt werden. Was als enge Blutsverwandtschaft und emotionale Bindung erfahren wurde, erweist sich als Irrglaube. Aber ist die gemeinsam verbrachte Zeit nicht doch stärker als biologische Anlagen? Hirokazu Kore-eda, der japanische Dramen-Meisterregisseur, der sich bereits in „Nobody Knows“ und „Still Walking“ genau beobachtend mit schwierigen Familienbeziehungen beschäftigt hat, stellt wieder einmal unbequeme Fragen. Dabei geht es ihm nicht um einen plakativen Fall, sondern ganz und gar um das Menschliche: darum, wo man hingehört, mit wem man sich verbunden fühlt, was einen prägt, was gute Eltern ausmacht und wie Eltern mit ihren Kindern umgehen.

Stefan Stiletto