Still Walking

Ein Schatten liegt über der Familie Yokoyama, seit der älteste Sohn Junpei vor 15 Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Jedes Jahr am Todestag treffen sich die mittlerweile erwachsenen Kinder mit ihren eigenen Familien zu einer Trauerfeier im Haus der Eltern. Doch wie immer brechen an diesem Tag auch alte Konflikte auf. Ryota, der zweitälteste Sohn, muss sich noch immer an dem begabten Junpei messen lassen und an den Plänen, die sein Vater für diesen hatte und die der im Moment arbeitslose Ryota nie erfüllen wird. Dass er vor kurzem eine verwitwete Frau mit einem Sohn geheiratet hat, macht ihn zudem zum Außenseiter. Die Entfremdung und unausgesprochenen Vorwürfe werden durch die starren Rituale an diesem Tag umso deutlicher.

Über nur einen Sommertag erstreckt sich diese Geschichte einer japanischen Familie. Und doch spiegeln sich in dieser kurzen Zeit jene Probleme, die sich in den Jahrzehnten zuvor allmählich angestaut haben. Hirokazu Kore-eda („Nobody knows“) beobachtet seine Figuren mit großer Sympathie und lässt sich dabei viel Zeit für Details. Sorgfältig wird das Essen zubereitet, man unternimmt einen Spaziergang zum Friedhof und zum Grab des Verstorbenen und ans Meer. In dieser Ruhe liegt eine große atmosphärische Dichte, die „Still Walking“ lange nachwirken lässt und eindrucksvoll belegt, dass ein Drama nicht immer auf einen dramatischen Höhepunkt zulaufen muss, sondern sich manchmal gerade im Kleinen entfaltet. Ein meisterhafter Film, der eine Familie sowohl in ihrer Verbundenheit als auch in ihren Widersprüchlichkeiten zeigt.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch

Stefan Stiletto