Le passé – Das Vergangene

Ahmad kommt nach vier Jahren aus Teheran nach Paris zurück. Dort war er mit Marie verheiratet, nun will man die lange Trennung endlich durch Scheidung abschließen. Marie lebt mit ihren beiden Töchtern aus einer vorherigen Beziehung, der 16jährigen Lucie und der jüngeren Lea, in einem Vorort und hat bereits einen neuen Freund: Samir, der den 5jährigen Fouad mit in die Beziehung bringt. Marie ist erneut schwanger und will frei für Samir sein. Doch so einfach sind die Verhältnisse nicht. Zwischen Ahmad und Marie gibt es beim Wiedersehen Momente der Vertrautheit ebenso wie Streit. Samir betrachtet seinen Vorgänger mit eifersüchtiger Wachsamkeit und hat doch genug eigene Probleme. Er ist selbst noch verheiratet, seine Frau liegt nach einem Selbstmordversuch seit Monaten im Koma. Lucie wiederum bleibt nachts immer länger fort und Marie bittet Ahmad, mit der Tochter zu reden. Nach und nach merkt Ahmad, dass Lucie ein bedrückendes Geheimnis mit sich herumträgt.

„Le Passé" ist die erste in Frankreich gedrehte Produktion des für seinen Film Nader und Simin vielfach preisgekrönten iranischen Regisseurs Asghar Farhadi. Doch viel von Paris bekommt man nicht zu sehen. Erneut konzentriert sich Farhadi ganz auf einen familiären Beziehungskosmos, der Hauptteil der Geschichte spielt sich in Maries Haus ab. Auch die Handlung macht keine großen Sprünge. Unter eine gescheiterte Beziehung soll ein Schlussstrich gezogen, eine neue Familie gegründet werden, doch jeder der Beteiligten hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Wie Farhadi die feinen Fäden der Handlung miteinander verwebt und seinen Figuren, ihren Gedanken und Gefühlen Raum schenkt, ist von hoher Kunstfertigkeit und dabei so berührend wie spannend. Berenice Bejo wurde für ihre Rolle als Marie in Cannes ausgezeichnet, doch im Prinzip ist jeder der Darsteller preiswürdig. Farhadi nimmt dabei spürbar die Kinder und Jugendlichen in seiner Geschichte genauso ernst wie die Erwachsenen und so entstehen großartige Szenen, wenn der kleine Fouad nicht mit seinem Vater aus der Metro aussteigen will oder Ahmad sich mit großer Geduld Lucie annimmt. Ein Gespür für gute Dialoge wie auch die richtigen Momente, in denen Bilder mehr erzählen als Worte, tragen ihren Teil dazu bei, dass „Le Passé" ein beeindruckender Film geworden ist, der einem im Gedächtnis bleibt.

DVD-Bildformat:1:1,85; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras:Making of, Interviews, Trailer

Kirsten Loose