Drecksau - Es ist Zeit, versaut zu sein

Der schottische Polizist Bruce Robertson ist ein Meister der Manipulation. Während er sich nach außen hin mit allen gut versteht, nutzt er heimlich jede Gelegenheit zu seinem eigenen Vorteil. Vor allem im Kampf um die begehrte Beförderung, die gerade für einen der Polizisten ansteht, spielt er gekonnt die Schwachstellen seiner Kollegen gegen sie aus. Dabei kennen sowohl sein Erfindungsreichtum als auch seine Skrupellosigkeit keinerlei Grenzen. Niemand durchschaut sein Spiel, auch nicht, dass ausgerechnet er hinter den Belästigungsanrufen bei der Frau seines besten Freundes steckt und zudem der unbekannte Liebhaber ist, der einem seiner Kollegen die Ehe kaputt macht. Seine Freunde sind neidisch auf ihn, auf das Leben, das er führt, seine stets coole Art, auf seine hübsche Frau. Doch muss Bruce plötzlich feststellen, dass er mehr und mehr die Kontrolle über sein Leben zu verlieren droht – ein Gefühl, das er nicht kennt. Und auch nach außen hin beginnt die Fassade zu bröckeln.

Der Titel ist bei „Drecksau – Es ist Zeit, versaut zu sein“ definitiv Programm. Was Bruce gegenüber seinem Umfeld abzieht, ist extrem und mitunter so absurd, dass einem oft gar keine andere Reaktion bleibt als zu lachen. Dadurch entwickelt die erste Hälfte des Films eine unglaubliche Zugkraft. Auch wenn moralische Grenzen weit überschritten werden und gelegentliche Anfälle von Fremdschämen drohen, macht es Spaß, Bruce bei seinen Manövern zuzuschauen – etwa wenn er auf der Betriebsfeier (der Polizei!) die Kollegen zu einem Spiel animiert, bei dem die Männer im Kopierraum ihr Gemächt ablichten, damit die Damen sie später zuordnen können. So lässt er einen weniger gut bestückten Kollegen auflaufen und spannt ihm damit seinen Flirt aus, denn beim Kopierer kennt er einen kleinen Trick. Die Story basiert auf einem Roman von Irving Welsh, bekannt unter anderem durch die Vorlage zu „Trainspotting“, und wie schon dort wird auch hier der schottische Film fernab von anderen bekannten Genres positioniert und so zu etwas Besonderem gemacht. Der derbe Humor, den Regisseur Jon S. Baird („Hooligans“) voll ausspielt, ist dabei sicherlich Geschmackssache, doch der spätere Bruch in Bruces „Erfolgsstory“ führt dazu, dass „Drecksau“ doch mehr ist als eine gnadenlos überzogene schwarze Komödie.

DVD-Bildformat:1:2,35; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras:Interviews, B-Roll, Featurette, Trailer

Marius Hanke