Lore

Süddeutschland, im Frühjahr 1945: Der Zweite Weltkrieg ist verloren, die Befreiung durch die Alliierten in vollem Gange. In dieser Zeit muss sich die 15-jährige Lore, die Tochter eines ranghohen Nazis, mit ihren vier jüngeren Geschwistern auf die Flucht von Süddeutschland nach Hamburg zu ihrer Großmutter begeben. Lore ist im unerschütterlichen Glauben an Führer, Volk und Vaterland aufgewachsen. Nun – da ihr Vater von den Alliierten verhaftet und ihre Familie von der Bevölkerung geächtet wird – bricht für sie eine Welt zusammen. Der Weg durch das zerstörte Deutschland wird zu einer von Hunger, Kälte und ständiger Gefahr geprägten Strapaze. Zugleich wird Lore erstmals mit der Wahrheit über die Grausamkeiten der Nazis konfrontiert. Mit fast unverbrüchlichem Trotz klammert sie sich aber an das, was sie gelernt hat, sicher auch deshalb, um nicht an dem Elend, das sie auf ihrer Flucht erlebt, zu verzweifeln. Als sie dann aber den etwas älteren Thomas, einen KZ-Überlebenden, kennen lernt, kollidiert Lores fest gefügtes Weltbild endgültig mit der Wirklichkeit. Der Film basiert auf dem Roman „Die dunkle Kammer“ der britischen Schriftstellerin Rachel Seiffert, der für den Booker-Price nominiert war und 2002 mit dem Betty-Trask-Award ausgezeichnet wurde. Nach der Lektüre dieses Buches war die australische Regisseurin Cate Shortland („Somersault“, „Flowergirl“, „Joy“) tief berührt, aber auch irritiert: „Der Gedanke, ihren Roman als Film zu adaptieren, hat mir zunächst Angst gemacht – sie wertet nicht. Aber diese Geschichte war mir sehr wichtig, die Frage, was es bedeutet, das Kind von Tätern zu sein.“ So konzentriert sich Cate Shortland in ihrer Verfilmung dann auch voll und ganz auf die 15-jährige Lore, beschreibt – genau beobachtend, aber nicht kommentierend oder gar wertend – deren zum Teil grausamen Erlebnisse, die letztendlich zum Zusammenbruch ihres Weltbildes führen. „Lore“ ist ein aufwühlender Film, der nichts beschönigt, niemanden reinwäscht oder entschuldigt, aber auch keine eindimensionalen Urteile fällt, sondern viele Fragen in den Raum stellt. Die Zerrissenheit der 15-Jährigen, ihre Ohnmacht, ihr Schmerz, dem sie mit absoluter Härte zu begegnen versucht, wie aber auch ihr verzweifeltes Festhalten an den ihr beigebrachten Wertvorstellungen wird bemerkenswert authentisch gespielt von der jungen Hallenserin Saskia Rosendahl, die 2013 zum Shooting Star auf der Berlinale avancierte. DVD-Bildformat: 16:9 Ton: Dolby Digital 5.1 Sprache: Deutsch Untertitel: Englisch, Französisch

Barbara Felsmann