20th Century Girl

Wenn die Tage schneller dunkel werden und der Herbstregen die Couch noch verführerischer erscheinen lässt – was könnte da besser sein als eine wunderschön-kitschige Liebeskomödie, die uns für eine Weile aus dem Alltag nimmt? Das Spielfilm-Debüt der südkoreanischen Filmemacherin Bang Woo-ri, das uns behutsam zurück in süß knisternde Momente kurz vor der Jahrtausendwende trägt, kommt also genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn in „20th Century Girl“ sitzen wir gewissermaßen in einer samtig weich gepolsterte Marienkäferachterbahn, die uns auf wilden Schleifen durch die kleinen und großen Emotionen der ersten großen Liebe manövriert und uns dabei zugleich so manch herzhaftes Lachen entlockt.

Was dich in der südkoreanischen Romcom „20th Century Girl“ erwartet:

Als ihre beste Freundin eine überlebenswichtige Herz-OP absagen will, weil sie sich Hals über Kopf in einen Jungen verliebt hat, bietet Na Bo-ra ihr einen Deal an: Kim Yeon-du zieht die OP durch, um gesund und mit frischer Energie zurückzukommen; währenddessen behält sie den Jungen im Auge und berichtet regelmäßig, was er tut, wofür er sich interessiert und was auch immer es noch so zu wissen gibt. Und wenn Yeon-du dann wieder da ist, wird alles gut und die beiden werden hoffentlich ein Paar.

Gesagt, getan: Also unternimmt Bo-ra fortan einiges, um näher an Baek Hyun-jin heranzukommen. Sie bewirbt sich sogar für die Schulfernsehen-AG, wo sie mit seinem bestem Freund Poong Woon-ho zusammenarbeitet. Während sie über ihn noch mehr über Hyun-jin herausfindet, lernen die beiden sich besser kennen und entwickeln Gefühle füreinander – auch wenn Bo-ra lange braucht, um sich das einzugestehen. Als dann Yeon-du nach einer erfolgreichen OP zurückkehrt, könnte alles perfekt werden. Nur gibt es da leider ein kleines Problem ...

Lohnt sich der Liebesfilm „20th Century Girl“ für mich?

Wenn du auf reihenweise Aww-Momente stehst und bei Filmen gerne mal ein paar Tränen vergießt, ist „20th Century Girl“ einfach toll! Auch und gerade weil der Film mit der knapp im letzten Jahrhundert und in Südkorea spielenden Story anders von Liebe erzählt, als wir das von den aktuellen (wesentlich „wilderen“) amerikanischen Highschool-Liebesgeschichten gewohnt sind. Zwar wissen wir „Alles ist möglich“, „Noch nie in meinem Leben ...“ und viele mehr auf jeden Fall zu schätzen, ein wenig Abwechselung kann aber ja nicht schaden! Hier wirkt alles unglaublich unschuldig, makellos und wunderschön – trotz der Hürden und manch absurd-witziger Momente. Es fühlt sich fast so an, wie der detaillierte Blick ins Innenleben einer zauberhaften Schneekugel (mit Kirschbaumblüten statt Schneeflocken). Zum Ausgleich ist der Humor dann stellenweise etwas drüber, allerdings auf angenehme Weise, mit überbordenden, mitunter etwas schrägen Reaktionen, besonders wenn die Situation mal etwas heikel wird. Als Hyun-jin irgendwann denkt, dass Bo-ra auf ihn steht, und seine angeblichen Annäherungsversuche abwehren will, erzählt sie ihm zum Beispiel, dass sie frisst wie einen Scheunendrescher und super darin ist, Kinderlieder zu furzen …

Tatsächlich fällt es leicht Hyun-jin und Woon-ho, die beide super sweet sind, ins Herz zu schließen – und „20th Century Girl“ spielt das voll aus. „20th Century Girl“  ist daher wirklich perfekt, um sich beim Wummern frisch verliebter Herzen eine kleine Auszeit zu gönnen. Wobei dich auch schwere Momente erwarten, die aber ebenfalls diese rundum herzliche Atmosphäre des Films in sich tragen. Und eine Achterbahn gibt es auch.

Marius Hanke