Zuhurs Töchter

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
04.11.2021
Regie:
Laurentia Genske, Robin Humboldt
Darsteller:
/
Genre:
Dokumentation
Land:
Deutschland, 2021

2014 schlossen Laurentia Genske und Robin Humboldt mit der Doku „Am Kölnberg“ ihr Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln ab. Ihre Langzeitbeobachtung lief auf zahlreichen Festivals und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Nun hat das Regieduo wieder zusammen an einem Dokumentarfilmprojekt gearbeitet. Drei Jahre lang haben sie für „Zuhurs Töchter“ die beiden Teenager Lohan und Mahmoud sowie deren Familie begleitet.


Worum geht es in dem Dokumentarfilm „Zuhurs Töchter“?


Lohan und Mahmoud gehören einer syrischen Großfamilie an. Zusammen mit ihrer Mutter Zuhur, Vater Talib, vielen Geschwistern und der Zweitfrau des Vaters leben sie in einem Flüchtlingsheim in Stuttgart. Die beiden „einstigen Brüder“ sind trans*. Bereits mit 14 Jahren haben sie gemerkt, dass sie irgendwie anders sind. Zu Beginn des Films passiert die Erkundung der weiblichen Identität noch im Verborgenen, beide führen ein Doppelleben. Heimlich ziehen sie sich auf der Bahnhofstoilette um und schminken sich, bevor sie die Szeneclubs in der Stuttgarter Innenstadt besuchen. Doch im Laufe der drei Jahre machen sie ihre Veränderung öffentlich, auch in ihrer streng religiösen Familie. Von nun an heißt Mahmoud Samar. Die Eltern halten zu ihren Kindern, obwohl es ihnen unglaublich schwerfällt. Sie schämen sich und können nicht verstehen, was in Lohan und Samar vorgeht. Während Mutter Zuhur damit hadert, dass ihre „einstigen Söhne“ ihr nun keine Enkel schenken werden, und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass „unser lieber Gott sie wieder in Männer verwandelt“, plagen Talib ganz andere Sorgen. Er weiß, dass das sich Hinwegsetzen über Verbote in seinem Familienclan gefährlich ist und von seinem Vater gefordert werden wird, die Kinder zu töten. Das war ein Grund dafür, Syrien zu verlassen. Doch auch in Deutschland sind Lohan und Samar sowie ihre Familie Diskriminierungen ausgesetzt. Und sie müssen vor ihren geschlechtsangleichenden Operationen einige bürokratische Hürden überwinden. Trotzdem lassen sich die beiden Transfrauen nicht davon abbringen, „bereits im Diesseits glücklich zu sein“.


Was „Zuhurs Töchter“ so sehenswert macht:


Es waren wohl sehr wichtige Jahre im Leben von Lohan und Samar, die Laurentia Genske und Robin Humboldt begleiten durften: Die Zeit vom ersten sich Ausprobieren in der weiblichen Identität bis hin zu medizinischer Beratung, Therapie und schließlich die schmerzhaften OPs zur Geschlechtsangleichung. In diesen drei Jahren hat das Regieduo ein enges Vertrauensverhältnis zu ihren beiden Protagonistinnen und deren Familie aufgebaut, was dem Film eine unglaubliche Intimität, Ehrlichkeit und Kraft verleiht. Kein Off-Kommentar gibt hier Erklärungen oder drückt dem Publikum eine Meinung auf, sondern es wird facettenreich gezeigt, mit welchen Konflikten und Problemen sich die Schwestern auseinandersetzen, um letztendlich als das wahrgenommen zu werden, was sie sind.

Barbara Felsmann

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Filmverleihcamino