Zoros Solo

Länge:
86 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Martin Busker
Darsteller:
Mert Dincer (Zoro), Andrea Sawatzki (Frau Lehmann), Laurids Schürmann (Julian), Hadi Khanjanpour (Zoros Vater), Robert Kuchenbuch (Polizist und Julians Vater)
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2019

„Es ist mir scheißegal, ob es Hitler oder Jesus ist. Hauptsache Gold!“, lässt Martin Busker Zoro gleich zu Beginn seines Films sagen. Und dabei den 13-Jährigen ein Kruzifix sprengen, um an eine vergoldete Christus-Figur zu kommen. Regisseur und Drehbuchautor Martin Busker ist bekannt für seine frechen, schrägen Filme, die ihr Publikum zum Weinen und gleichzeitig zum Lachen bringen. Immer wieder verblüfft er mit seiner Sicht auf die Welt und die Konflikte seiner jungen Held*innen. So auch in seinem ersten langen Spielfilm, der gerade im Stream und auf DVD erschienen ist.

Zoro musste seine Heimat Afghanistan verlassen und lebt nun mit seiner Mutter und den beiden Schwestern im schwäbischen Kaff Liebigheim. Die Familie wurde auf der Flucht getrennt, der Vater musste in Ungarn bleiben. In seiner neuen Heimat nimmt es Zoro mit dem Gesetz nicht so genau. Diebstähle, Erpressung anderer Kinder und eben sogar ein Anschlag auf den goldenen Jesus vorm Altar stehen auf seinem Programm. Denn Zoro muss Geld beschaffen. Viel Geld, um seinen Vater nach Deutschland zu schleusen. Bei der Polizei ist der kleine Macho kein Unbekannter mehr. Sein Glück ist es, dass ihm zu seiner Strafmündigkeit genau noch ein Jahr fehlt. So hat auch die Leiterin des Liebigheimer Knabenchors keine Chance, Zoro belangen zu lassen, als sie mit ihm in Konflikt gerät. Die strenge Frau Lehmann ist Single und lebt nur für ihren Chor. Alles andere nervt sie: Dass sie nicht mehr in der Kirche proben kann, weil dort die „Horde Buschleute“, wie sie die Geflüchteten nennt, Asyl gefunden haben. Vor allem aber Zoro, der sie „Bitch“ nennt und gegen den sie wiederum mit fester Hand und Pfefferspray vorgeht. Als Zoro hört, dass der christliche Knabenchor nach Ungarn zu einem Gesangswettbewerb fährt, kommt er auf eine Idee: Er will singen lernen, um mit dem Chor mitreisen zu dürfen und seinen Vater aus Ungarn herauszuholen. Von nun an weicht Zoro nicht mehr von Frau Lehmanns Seite, bis sie ihn vorsingen lässt. Seine glockenhelle Stimme überzeugt sofort und so müssen sich die beiden zusammenraufen. Ganz nebenbei findet Zoro in seinem anfänglichen „Opfer“, dem schüchternen Chorknaben Julian, einen Freund. Und zwar einen, der ganz genau weiß, was er will.

Formale Political Correctness und übertriebene Vorsicht, die schwerwiegende Konflikte unter den Tisch kehren, sind nichts für Martin Busker. Er wie auch sein Ko-Autor Fabian Hebestreit lassen ihrem Titelhelden Sätze, wie „Das Schlimmste an Deutschland ist, dass die Frauen nicht gehorchen.“, sagen oder auch mal auf seinem angeblichen Fluchttrauma herumreiten, wenn es ihm Vorteile bringt. Genauso steht die Kinder hassende Frau Lehmann Zoro in nichts nach, ist voller Vorurteile und möchte die geflüchteten Menschen am liebsten sofort wieder zurückschicken. Ungeschminkt werden hier also einerseits die Schwierigkeiten und Tücken von Migration auf die Leinwand gebracht, um andererseits die Chancen zu thematisieren. So erzählt dieser Film sensibel und ebenso humorvoll einen berührenden Annäherungsprozess zweier sehr unterschiedlicher Menschen.

Für seine beiden Hauptfiguren hat Martin Busker ein wunderbares Schauspielerduo gefunden. Der in Hamburg geborene Mert Dincer spielt einen sensiblen geflüchteten Jungen, der nach außen hin ganz schön auf cool macht, dem allerdings sein Machogehabe so manche Schlappe erleiden lässt und der durch seine gegenwärtige Situation als Familienoberhaupt überfordert ist. Andrea Sawatzki zieht für ihre Frau Lehmann professionell alle Register – von der komischen Alten, der fiesen, rechthaberischen Chorleiterin bis hin zu einer einsamen, traurigen und mitfühlenden Frau, die genauso wie Zoro nach Nähe sucht.

DVD Extras: Making of, Interviews, Outtakes, Deleted Scenes, die Choraufnahmen

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: deutsch, Hörfilmfassung für Sehgeschädigte

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10. Woche 2021).