You Are Everything

Film: You Are Everything
Länge:
0 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
13.09.2018
Regie:
Lena Geller
Darsteller:
Grégoire Gros (Georg), Eva Kessler (Vera), Adam Nümm (Dave)
Genre:
Road-Movie , Love Story , Musikfilm
Land:
Deutschland, 2016

Georg und Vera sind ein ganz normales Paar Ende 20. Er versucht sich erfolglos als freier Journalist, sie hadert mit ihrer Doktorarbeit. Vor dem geplanten Ostseeurlaub flattert ein Auftrag für Georg ins Haus, der ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Er soll einen kleinen Artikel über ein Open-Air Festival schreiben. Während Georg sich unbedarft in die Arbeit stürzt, findet die rationale Vera die kollektiv euphorische Stimmung auf dem Goa-Trance-Event zunächst befremdlich. Ein erstes Interview mit dem DJ Dave Zuma bringt den Stein ins Rollen. Obwohl Georg gar keine Ahnung von der Musik und der Bewegung hat, springt der Funke über. Denn so tickt diese Neo-Hippie-Kultur: Jeder ist willkommen, jeder kann so sein wie er mag, niemand wird beurteilt. Vera schwankt zwischen Faszination und Abwehr. Mit der Handkamera filmt sie das Festivalgeschehen. Der lebenslustige und extrovertierte Dave ist vom ersten Moment fasziniert von der spröden Frau, vielleicht gerade deshalb weil sie unerreichbar scheint. Der hedonistische Lebenskünstler lebt seinen Traum von Freiheit und Liebe. Feiern ist besser als Krieg führen, so sein simples und bestechendes Motto. Er macht Vera ein verlockendes Angebot: Sie soll ihn und seine Freunde im Hippie-Bus bei der Festivaltour quer durch Europa begleiten und einen Film darüber drehen. Georg ist sofort dabei, er will eine große Reportage schreiben, eine exklusive Innenansicht der Goa-Szene. Bald entwickelt sich auf dem wilden Trip durch Europa, von Österreich über Kroatien, Serbien, Albanien, schließlich sogar bis nach Nepal, weit mehr als Freundschaft. Die Drei geraten in ein Netz aus Liebe, Eifersucht, Verführung und unausgesprochenem Begehren, das alles zu den treibenden Beats der Goa-Tracks. Die außergewöhnliche Dreiecks-Geschichte bringt jeden an seine Grenzen, denn auch Lebensfreude und Freiheit müssen erst gelernt werden.

Das ungewöhnliche Musik-Roadmovie entstand im Jahr 2011. Begeistert von der Goa-Szene lieferte Drehbuchautorin und Regisseurin Lena Geller einen groben Handlungsfaden und machte sich mit Produzent und Kameramann Matthias Becker von OstWestFilm auf eine abenteuerliche Filmreise. Mit einem zwölfköpfigen Filmteam und minimalem Budget, zwei alten Autos und einem bemalten Hippie-Mobil gingen sie auf einen Roadtrip quer durch Südosteuropa. Sie pilgerten von Festival zu Festival, vom „Antaris“ in Deutschland, über „Sonica“ in Montenegro bis zum „Tree of Life“ in der Türkei. Immer im Rhythmus der treibenden Musik, mit improvisierten Dialogen, die ebenso durch Natürlichkeit wie durch Pointiertheit und Humor bestechen, zeichnet die Liebesgeschichte ein packendes Porträt dieser neuen Hippie-Bewegung. Die drei unbekannten Hauptdarsteller sind professionelle Theater- und Filmschauspieler und verkörpern überzeugend ihre Rolle. Immer wieder holt die Begrenztheit von Georgs und Veras konventionellem, monogamen Beziehungsentwurf das Paar ein, bis jeder eine neue Freiheit in sich entdeckt, einschließlich Dave. Die Erzählweise ist ebenso treibend und rhythmisch wie der Soundtrack, insgesamt drei Jahre haben die Filmemacher am Schnitt gearbeitet. Mit einem sehr kleinen Kinostart kann die lebensbejahende Liebesgeschichte nach einer erfolgreichen Festivaltour jetzt auf der Leinwand entdeckt werden. Nicht nur für Fans der Szene ist dieser durchweg positive Film, der auch Konflikte und Zerwürfnisse nicht ausspart, sehenswert. Letztendlich erzählt das Roadmovie auch vom Wert eines grenzenlosen Europas, und offenbart in der grenzensprengende Vision dieser Szene die multikulturelle Verbindungskraft der Musik.

Christiane Radeke

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