Yalda

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
27.08.2020
Regie:
Massoud Bakhshi
Darsteller:
Sadaf Asgari (Maryam), Behnaz Jafari (Mona), Fereshte Sadre Orafaee (Mutter), Forough Ghojabagli (Keshavarz), Arman Darvish (Moderator), Babak Karimi (Produzent), Fereshteh Hosseini (Anar) u. a.
Genre:
Drama , Thriller , Politischer Film
Land:
Iran, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Luxemburg, 2019

Wer kennt sie nicht – sogenannte Reality-Shows, die mit mehr oder weniger Skrupel die Neugier und Sensationslust des Publikums zu befriedigen suchen? Der iranische Filmemacher Massoud Bakhshi legt in „Yalda“ allerdings noch eine Schippe drauf, denn in seinem einer beliebten iranischen Fernsehshow nachempfundenen Kammerspiel muss die wegen Mordes zum Tode verurteilte Hauptfigur Maryam im TV um ihr Leben kämpfen. Sie erhält eine letzte Chance auf Begnadigung, wenn sie in der Show vor laufender Kamera die Tochter des Mordopfers um Vergebung bittet und diese der Bitte im Rahmen der herrschenden Gesetze der Vergeltung stattgibt, sodass die Hinrichtung ausgesetzt wird.

Auch im Iran geht es erst einmal nur um Quote, allen religiösen Erwägungen zum Trotz. Die Show wird am Yalda-Feiertag live ausgestrahlt, der persischen Wintersonnenwende zum Beginn des Winters, in der besonders viele Familien in Feierstimmung behaglich vor dem Fernseher sitzen. Maryam wird beschuldigt, ihren wohlhabenden Ehemann ermordet zu haben, der das Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, die Tochter seines ehemaligen Fahrers, in einer „befristeten Ehe“ geheiratet hatte und sie letztlich als Freiwild behandelte. Vergewaltigung in der Ehe gibt es allerdings laut Gesetzeslage nicht. Und grundsätzlich wird den Frauen weniger Glaubwürdigkeit eingeräumt als den Männern, deren Aussage doppelt so viel wiegt. Hinzukommt, dass es keine der Beteiligten mit der Wahrheit so genau nimmt, weder die Angeklagte oder die Mutter der Täterin, noch die Tochter des Opfers.

Der zweite Spielfilm von Massoud Bakhshi ließ sich finanziell nur über ausländische Partner realisieren, darunter auch Deutschland. In erster Linie übt er harsche Kritik am streng patriarchalischen Gesellschaftssystem im Iran und an der Todesstrafe, wobei es gerade die aufstrebende Vergebungsbewegung ist, die dort Debatten über die Todesstrafe in Gang gesetzt hat. Darüber hinaus verweist der Film aber auch auf Strukturen, die nicht allein auf den Iran beschränkt sind, von einer de facto Ungleichbehandlung zwischen Männern und Frauen über Unterhaltungsshows, die auf Kosten einzelner oder einer Minderheit gehen, bis hin zu allgemein menschlichen Schwächen wie Hass, Selbstgerechtigkeit und nur auf den eigenen Vorteil bedachten Egoismus. Auf dem renommierten Sundance-Filmfestival 2020 wurde er mit dem Hauptpreis für internationale Spielfilme ausgezeichnet.

Holger Twele

Anbieter

Filmverleih Little Dream Entertainment