Wildhood

Länge:
108 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Bretten Hannam
Darsteller:
Phillip Lewitski (Link), Joshua Odjick (Pasmay), Avery Winters-Anthony (Travis), Michael Greyeyes (Smokey), Joel Thomas Haynes (Arvin) u. a.
Genre:
Drama , Love Story
Land:
Kanada, 2021

Reisen im Film bedeutet meistens, zu sich selbst zu finden. Identitätssuche und persönliche Erkenntnisse sind wohl in keinem Genre so allgegenwärtige wie im Roadmovie, das die Landschaft als Stimmungskatalysator nutzt. All das trifft auf das kanadische Liebesdrama „Wildhood“ zu, das dennoch erfrischend eigene Wege geht, um von den Erfahrungen seines jugendlichen Protagonisten zu erzählen.


Worum es in „Wildhood“ geht:


Zu lachen haben der 16-jährige Link und sein kleiner Halbbruder Travis wenig. Ihr Leben in einem Trailer-Park an der Ostküste Kanadas ist geprägt von den Gewaltausbrüchen ihres saufenden, daueraggressiven Vaters Arvin. Hoffnung auf Besserung ist weit und breit nicht in Sicht. Eines Tages entdeckt Link durch Zufall, dass Arvin ihm über seine indigene Mutter Lügen aufgetischt hat. Offenbar ist sie, anders als stets behauptet, noch am Leben. Von unbändiger Wut gepackt, steckt der Teenager den Wagen seines Vaters in Brand und haut mit Travis ab, um die Totgeglaubte zu suchen. Unterwegs begegnen sie dem Two-Spirit Pasmay, einem jungen Mann mit Mi'kmaq-Wurzeln. Zwischen ihm und Link liegt gleich ein besonderes Interesse in der Luft. Doch erst einmal reagiert der Ausreißer abweisend. Nach anfänglichen Reibereien reisen sie dann aber gemeinsam weiter.


Was „Wildhood“ zu einer kleinen Roadmovie-Perle macht:


Der Titel, ein Kofferwort aus „wild“ und „Kindheit“ („childhood“), klingt nach einem rauen, ungestümen Film. Und genauso präsentiert sich Bretten Hannams Regiearbeit auch. Die Bilder sind von den ersten Augenblicken an mit Energie aufgeladen, wanken und spiegeln so die Rastlosigkeit unserer Hauptfigur wider. Link weiß noch nicht genau, was er will, wo sein Platz ist und wie er mit seiner indigenen Herkunft umgehen soll. Seine blond gefärbten Haare sind Ausdruck einer Ablehnung, die durch den Austausch mit Pasmay und durch einige andere Begegnungen nach und nach aufweicht. „Wildhood“ klammert sich, im Gegensatz zu vielen anderen Roadmovies, nicht an ausgelutschte dramaturgische Muster, schiebt etwa den Vater, der zunächst die Verfolgung aufnimmt, komplett aus der Geschichte. Die Bühne gehört ganz dem Trio on the road, dessen Gefühlen und Konflikten, die nicht künstlich aufgebauscht werden müssen, um uns zu berühren. Besonders gelungen ist die Annäherung zwischen Link und Pasmay. Sehr behutsam, über Blicke und Gesten, macht der Film die Anziehung spürbar und lässt sich Zeit, bis sich die erotischen Spannungen entladen. Eben dieses Hinauszögern verleiht dem Moment natürlich umso mehr emotionale Kraft. Für den passenden atmosphärischen Hintergrund sorgen die flirrenden Landschaftsaufnahmen aus der Provinz Nova Scotia. Was den positiven Eindruck abrundet: Nebenbei erfahren wir auch ein wenig über die teils schwierigen Bedingungen, unter denen die Nachfahren der brutal ausgebeuteten kanadischen Ureinwohner*innen leben (müssen).

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (50. Woche 2022).