Wildes Herz

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
90 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
12.04.2018
Regie:
Charly Hübner, Sebastian Schultz
Darsteller:
Jan „Monchi“ Gorkow, Christoph Sell, Jacobus North, Max Bobzin, Kai Irrgang, Olaf Ney u.a.
Genre:
Dokumentation , Biopic
Land:
Deutschland, 2018

Die Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“ setzt sich seit vielen Jahren massiv ein im Kampf gegen den Rechtsruck in Deutschland – mit einer Energie, die sie sogar schon auf die Beobachtungsliste des Verfassungsschutzes brachte. Für sein Kino-Debüt „Wildes Herz“ hat der Regisseur Charly Hübner die sechs Musiker aus Mecklenburg-Vorpommern ein Stück des Weges entlang begleitet und sich dabei auch die Zeit für eine kleine Reise in die Vergangenheit genommen: angefangen mit einem kleinen Jungen, der viel zu viel Power hat, die sich irgendwie entladen muss. Der seinen Eltern mehr als einmal schlaflose Nächte bereitet, weil er als Jugendlicher unter den Hooligans im Stadion in der ersten Reihe steht. Der bei Ausschreitungen an einem kleinen Bahnhof einen Polizeiwagen abfackelt – was nach eigener Aussage bei Weitem nicht die schlimmste Tat in seinem Leben ist. Und der Mülltonnen auf der Straße umzuschmeißen als einen Ausdruck der Freiheit begreift. Aber irgendwann ist dieser Junge eben auch jemand, der mit der Musik genau den richtigen Kanal für seine überschüssige Energie entdeckt. Der mit seiner Band plötzlich neue Weggefährten an seiner Seite weiß und auf der Bühne weitaus größere Steine ins Rollen bringen kann als bloß seine Fäuste – und nun mit einer Mission, für die er seine Kräfte sinnvoll einsetzen kann: die rechten und vor allem rechtsradikalen Tendenzen zurückdrängen und sich seine Heimat zurückholen. Das Bundesland, in dem er gerne alt werden möchte.

Man muss Jan Gorkow alias „Monchi“ nicht mögen – und aus Sicht der bürgerlichen Mitte wird man das vermutlich auch nicht. Denn er ist krass, vorlaut und alles andere als eine diplomatische Seele. Eben ein „wildes Herz“. Doch wenn er sich gemeinsam mit seinen Bandmitgliedern im Wahlkampf engagiert, selbst Plakate klebt, eine Wahlkampftour organisiert und dabei sogar Musiker Marteria und Campino mit auf eine kleine Bühne im rechtsbesetzten Dorf Anklam holt, dann hat das auch ein gewisses Maß an Bewunderung und Unterstützung verdient. Weil sich hier jemand wirklich einsetzt für andere und Zivilcourage zeigt, was ungeachtet des Backgrounds durch und durch positiv ist. Die Doku „Wildes Herz“ ist ein hochspannendes Portrait einer ebenso eindrucksvollen wie umstrittenen Persönlichkeit.

Marius Hanke

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