Western

Länge:
121 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Valeska Grisebach
Darsteller:
Meinhard Neumann (Meinhard), Reinhardt Wetrek (Reinhardt), Syuleyman Alilov Letifov (Adrian), Veneta Frangova (Veneta), Vyara Borisova (Vyara), Kevin Bashev (Wanko) u. a.
Genre:
Drama , Western
Land:
Deutschland, Bulgarien, Österreich, 2017

Eine Gruppe deutscher Bauarbeiter soll mitten in der bulgarischen Provinz die Vorarbeiten für einen Wasserstaudamm ausführen. Die Männer haben diesen Job nicht nur wegen des Geldes angenommen. Zwei von ihnen werden zu erbitterten Gegenspielern um Macht und Ansehen. Tonangebend ist der Vorarbeiter Vincent, der vor seinen familiären Problemen in Deutschland für den Job ins Ausland geflohen ist. In der Fremde fühlt er sich nicht nur den anderen Arbeitern, sondern insbesondere auch den in einfachen Verhältnissen lebenden Bewohnern des nahegelegenen Dorfes überlegen. Die Frauen dort betrachtet er als Freiwild, was ihm den entschiedenen Widerstand der einheimischen Bevölkerung einträgt. Ganz anders verhält sich der Baggerführer Meinhard, der in Bulgarien auf der Suche nach neuen Abenteuern und Herausforderungen ist. Auch er möchte die Frauen erobern, aber er macht es nicht mit Gewalt, sondern mit Gesten der Zuneigung und Achtung. Unter den deutschen Bauarbeitern ist er der einzige, der sofort in Kontakt mit den Einheimischen tritt, ihre Sprache lernt und mehr von ihren Traditionen und Lebensgewohnheiten erfahren will. Das trägt ihm den Respekt der Bewohner ein und macht ihn zum Mittler zwischen beiden Welten, selbst wenn er am Ende ebenfalls Grenzen überschreitet.

Die deutsche Dokumentar- und Spielfilmregisseurin Valeska Grisebach hat sich gut zehn Jahre nach ihrem letzten Spielfilm „Sehnsucht“ (2006) in ihrem neuen Werk das Genre des Western zum Vorbild genommen. Wesentliche Themen und Figurenkonstellationen des Genres wurden in ungewohnter Perspektive auf den europäischen Osten übertragen. Auf diese Weise wird ihr bereits mehrfach preisgekrönter Film zum Spiegel der deutschen Gesellschaft und eines vorurteilsbehafteten Umgangs mit dem Fremden. Sahen sich im amerikanischen Western viele Pioniere den Indianern und ihrer Lebensform deutlich überlegen, sind es bei Grisebach nun deutsche Bauarbeiter in Bulgarien, die in einer pittoresken weltabgeschiedenen Gegend der einheimischen Bevölkerung in einer Mischung aus Gleichgültigkeit, Arroganz und Fremdenfeindlichkeit entgegentreten. Mit Ausnahme von Meinhardt als Prototyp eines in seinen Gesichtszügen äußerst markanten, wortkargen und selbstbewussten „Lonesome hero“ sind die Bauarbeiter unfähig, den Dorfbewohnern auf Augenhöhe und mit Respekt zu begegnen, wobei in der Gruppe Hahnenkämpfe nicht ausbleiben. Im Unterschied zu den meisten amerikanischen Western erzählt Grisebach ihre nur in Ansätzen geglückte Begegnung zwischen zwei Kulturen in sehr ruhigen Bildeinstellungen. Schweres Baugerät wirkt optisch nun mal ungleich langsamer und behäbiger als der Ritt auf wilden Pferden. Statt reichlich Action besticht der Film vor allem durch genaue Beobachtungen, viele Naheinstellungen und subtile Körpersprache, die zu deuten nicht jedermanns Sache ist. Gleichwohl zählt „Western“ zu den interessantesten deutschen Filmen des Kinojahres 2017.

DVD Extras: Booklet, Trailer

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Dt. f. Hörg., Engl. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (9. Woche 2018).