Was werden die Leute sagen

Länge:
103 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
10.05.2018
Regie:
Iram Haq
Darsteller:
Maria Mozhdah (Nisha), Adil Hussain (Vater Mirza), Rohit Saraf (Amir), Ekavali Khanna (Mutter), Ali Arfan (Asif), Sheeba Chaddha (Tante), Lalit Parimoo (Onkel), Jannat Zubair Rehmani (Salima) u. a.
Genre:
Drama
Land:
Norwegen, Deutschland, Schweden , 2017

Nisha ist knapp 16 Jahre alt und verhält sich wie ein ganz normaler Teenager in Norwegen. Zuhause allerdings muss sie sich den Traditionen ihrer pakistanischen Familie beugen. Als ihr Doppelleben auffliegt und sie mit einem Freund im Bett erwischt wird, sieht der Vater keine andere Möglichkeit, als die Tochter gegen ihren Willen zu Verwandten nach Pakistan zu verschleppen. Auf diese Weise hofft er, die Ehre seiner Familie zu retten und vor allem den strikten Regeln der Community zu entsprechen. Nisha fügt sich schweren Herzens ihrem Schicksal, bis sie mit der Doppelmoral einiger pakistanischer Polizisten unliebsame Bekanntschaft macht. Gedemütigt und entehrt, muss sie auf Druck der Verwandten nach Norwegen zurückkehren. Ihr Martyrium ist damit aber noch lange nicht zu Ende.

Man mag es kaum glauben, dass ein liebender Vater und erfolgreicher Geschäftsmann in Nordeuropa heute noch so abweisend und brutal reagiert und um der Familienehre willen sogar daran denkt, seine Tochter zu beseitigen. Erstaunlich auch, dass die zwischen zwei Kulturen aufgewachsene Tochter den Ernst der Lage zu spät erkennt und nicht gegen ihre Eltern vorgeht. Geradezu erschreckend, dass sogar dem norwegischen Freundeskreis und dem hellhörig gewordenen Jugendamt weitgehend die Hände gebunden scheinen. Und doch ist der Drehbuchautorin und Regisseurin Iram Haq etwas Ähnliches passiert, als sie 14 Jahre alt war. Sie wurde von ihren Eltern entführt und gezwungen, für eineinhalb Jahre in Pakistan zu leben. Es dauerte viele Jahre, bis sie sich in der Lage sah, diese Geschichte mit ihrem zweiten Spielfilm so zu erzählen, dass Nisha nicht nur als Opfer gezeigt wird und die Eltern als Täter. Genau das macht die besondere Qualität des Films aus, der mit emotionaler Wucht auch viel Wut erzeugt und dem es dennoch nuanciert gelingt, die inneren Konflikte aufzuzeigen. Insbesondere für den Vater (Adil Hussain, bekannt aus Ang Lees Life of Pi) und die Tochter (eindringlich Maria Mozhdah in ihrem Leinwanddebüt) scheint es fast unmöglich, aus dem Teufelskreis von Traditionen, sozialen Regeln und bigotter Doppelmoral auszubrechen. Denn in jedem Fall wird man seine Liebsten verletzen. Keine leichte Kost, aber ein wichtiger und sehenswerter Film zum Thema Integration, der schon zahlreiche Preise bekommen hat, darunter auch den Publikumspreis der Nordischen Filmtage Lübeck.

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Dt. f. Sehg., Mehrsprachig, Norwegisch, Urdu

Untertitel: Deutsch, Dt. f. Hörg.

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (41. Woche 2018).