Was nützt die Liebe in Gedanken

Berlin 1927 zur Zeit der Weimarer Republik: Paul und Günther sind miteinander befreundet, obwohl Paul aus der Arbeiterschicht stammt und Günther aus sehr wohlhabendem Elternhaus. Für ihr Leben wollen sie keine Kompromisse schließen. Dasselbe erwarten sie sich von der Liebe. Bei einem Wochenendausflug in das Sommerhaus von Günthers Eltern verliebt sich der eher schüchterne Paul in Günthers Schwester Hilde, die sich für die damalige Zeit recht selbstbewusst und sexuell freizügig gibt. Hilde fühlt sich von dem poetisch begabten jungen Mann zwar angezogen, doch ihre Liebe gilt nur Hans, Günthers ehemaligem Liebhaber. Die Achterbahnfahrt der Gefühle endet schließlich in einer Tragödie.

Den authentischen Hintergrund von Achim von Borries’ Film bildet die lange in Vergessenheit geratene Steglitzer Schülertragödie von 1927. Damals hatte ein 19-jähriger Schüler zunächst den Liebhaber seiner Schwester und dann sich selbst getötet. In einem international Aufsehen erregenden Prozess musste sich ein ebenfalls anwesender Schulfreund, der spätere Dichter Ernst Erich Noth, gegen die Anklage verteidigen, die Morde selbst begangen zu haben. Im Mittelpunkt des Films nach einer literarischen Vorlage steht allerdings nicht dieser Gerichtsprozess, sondern eine romantisch gefärbte, tragische Liebesgeschichte, die hinsichtlich des von Jugendlichen häufig erhobenen Absolutheitsanspruchs von „wahrer und einziger“ großer Liebe etwas Zeitloses an sich hat, aber auch die besondere Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit jener Generation zwischen zwei Weltkriegen verdeutlicht. So wurden zwar viele Details in der Ausstattung historisch exakt rekonstruiert und in atmosphärisch dichte Bilder umgesetzt, aber in ihrer Sprache und in ihrer Gefühlswelt wirken die Jugendlichen durchaus gegenwartsbezogen. Die ungewöhnliche visuelle Umsetzung und das überzeugende Spiel aktuell angesagter Jungdarsteller machen den Film sehenswert.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Audiokommentar, Making of, Bildergalerie, Nicht verwendete Szenen, Behind the Scenes

Holger Twele