Voll verschleiert

Länge:
85 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Sou Abadi
Darsteller:
Félix Moati (Armand), Camélia Jordana (Leila), William Lebghil (Mahmoud), Anne Alvaro (Mitra), Laurent Delbecque (Nicola), Oussama Kheddam (Mustafa) u.a.
Genre:
Komödie
Land:
Frankreich, 2017

Leila ist eine zielstrebige, engagierte, junge Frau. Aufgewachsen in einem liberalen muslimischen Haushalt, studiert sie Politik an einer Pariser Elite-Universität und plant, mit ihrem Freund Armand nach New York zu gehen. Dort will sie bei der UNO ein Praktikum absolvieren. Doch dann kehrt ihr älterer Bruder Mahmoud von einem längeren Aufenthalt im Jemen als islamischer Fundamentalist zurück. Eigentlich war er in den Jemen gereist, um nach dem Tod der Eltern eine Zeitlang im Hotel zu arbeiten. Angekommen in Paris, hängt er einen Teppich mit dem Porträt des Gründers der Muslimbruderschaft an die Wand, nimmt Leila das Smartphone weg und verschluckt vorsichtshalber gleich mal die SIM-Karte. Kurzum: Mahmoud übernimmt ungefragt das Zepter in der Familie und verlangt von seinen Geschwistern, nach strengreligiösen Regeln zu leben. Für Leila bedeutet dies, den „Nicht-Muslim“ Armand nicht mehr treffen zu dürfen. Als sich ihr Freund widersetzt, endet dies mit einer Tracht Prügel im Hausflur. Da kommt Armand auf eine Idee: Er macht einen Crash-Kurs in Sachen Islam, verkleidet sich als voll verschleierte Muslima, lässt sich Scheherazade nennen und gibt sich als Leilas Studienkollegin aus. Doch die Sache hat schon bald einen gewaltigen Haken: Denn Mahmoud verliebt sich in die geheimnisvolle Scheherazade und hält um deren Hand an.


„Religiöser Extremismus hat immer etwas von einer Komödie“, meint die iranisch-französische Regisseurin und Drehbuchautorin Sou Abadi, die hier ihr Spielfilmdebüt vorlegt. Darin verarbeitet sie persönliche Erfahrungen und Erlebnisse, die sie unter anderem während der Dreharbeiten zu ihrem Dokumentarfilm „S.O.S. Teheran“ sammeln konnte. Denn im Iran war es ihr nur möglich, versteckt unter einem Tschador mit Gesichtsschleier zu drehen. Ihr Versuch, mit komödiantischen Mitteln religiösen Extremismus ad absurdum zu führen, ist immer dann besonders gut gelungen, wenn sie tatsächlich an den eigenen Erfahrungen anknüpft. Wenn sie peinliche oder schwierige Situationen unter dem Tschador beschreibt, die Luftnot, die Unmöglichkeit, Tee zu trinken, das Stolpern über das lange Tuch, aber auch die Reaktionen der liberalen Pariser*innen, die selbst vor beleidigenden Anfeindungen nicht zurückschrecken. Stark ist auch die Grundidee dieser Verwechslungskomödie, witzig inszeniert sind die ersten Begegnungen zwischen Mahmoud und der vermeintlichen Scheherazade, die Auseinandersetzungen, die Armand wiederum mit seinen Eltern führt, die als ehemalige Freiheitskämpfer aus dem Iran nicht weniger fanatisch sind. So übt Sou Abadi nicht nur Kritik an fundamentalistischen Weltbildern, sondern auch an engstirnigen Vorurteilen in unserer liberalen Gesellschaft. Gegen Ende allerdings überwiegen Verfolgungsjagden und Slapstick-Momente und lassen wenig Raum für eine überzeugende Entwicklung der so spannenden Beziehung zwischen Mahmoud und dem verschleierten Armand.

DVD Extras: Entfallene Szenen, Outtakes, Interviews

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17. Woche 2018).