Virgin Mountain - Außenseiter mit Herz sucht Frau fürs Leben

Wenn du mit über 40 noch bei Mutti wohnst und die Nachbarstochter dich fragt, ob der gerade mit großer Vorfreude gekaufte ferngesteuerte Rennwagen ein Geschenk für deinen Sohn ist, dann hast du in den Augen der Gesellschaft definitiv etwas falsch gemacht. Das sehen auch Fúsis Mitmenschen so und deswegen sind misstrauische Blicke und blöde Sprüche an der Tagesordnung. Doch Fúsi juckt das nicht groß, er zieht einfach weiter sein Ding durch: Tagsüber macht er seinen Job in der Gepäckaufbereitung am Flughafen, in seiner Freizeit spielt er historische Schlachten mit Spielzeugsoldaten nach und abends sitzt er dann allein im Auto und wünscht sich einen Metal-Kracher von seinem Lieblings-Radio-DJ. So könnte es wahrscheinlich ewig weitergehen, wäre da nicht dieser Cowboy-Tanzkurs, den Fúsi zum Geburtstag bekommt. Denn so lernt er unvermittelt Sjöfn kennen, die schnell einen wichtigen Platz in seinem Leben einnimmt. Doch schon bald wird klar, dass Fúsi dringend etwas ändern muss in seinem Leben, damit aus den beiden etwas werden kann. Und auch Sjöfn hat so ihre Eigenheiten und Probleme. Zum Glück ist Fúsi super darin, einfach mal zu machen.

Der isländische Regisseur Dagur Kári hat ein besonderes Gespür für jene außergewöhnlichen Charaktere, die ihr Leben etwas neben der Spur führen. Das hat er bereits mit Dark Horse und Nói Albinói bewiesen, in „Virgin Mountain“ legt er noch mal eine Schüppe drauf.

Fúsi ist einfach großartig – man braucht nur eine ganze Weile, um das wirklich zu bemerken. Zuerst ist da Mitleid mit diesem merkwürdigen Außenseiter, der sein Leben nicht so richtig auf die Reihe zu bekommen scheint. Doch dann wird mehr und mehr klar, was für ein wundervoller Mensch sich hinter dieser seltsamen Fassade verbirgt und dass Fúsi sein Leben im Grunde weitaus besser auf die Reihe bekommt als so manch anderer. Er hat es nur nicht nötig, sich zu beweisen. Fúsi ist auch nicht nachtragend. Wenn er irgendwo gebraucht wird, dann hilft er ohne jegliches Zögern. Das gilt sogar bei jenen Menschen, die ihm sonst das Leben schwer machen. Das zu beobachten ist irgendwie niedlich und wundervoll zugleich – zeigt es doch, wie gut wir als Menschen sein können, wenn wir nur unser Ego ein bisschen zurückstecken. Und noch eines zeigt uns „Virgin Mountain“ auf fast schon märchenhafte Weise: „Träumen darf man. Es kostet nicht.“ So äußert sich Sjöfn gegenüber Fúsi – und er setzt die Träume kurzerhand um. Ohne ein überflüssiges Wort darüber zu verlieren. Sollte man gesehen haben. Punkt.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Interviews, Trailer

Blu-ray Extras: Interviews, Trailer

Marius Hanke