Vesper Chronicles
Darum geht es in „Vesper Chronicles“:
Eine Welt voller Schlamm, Würmer, totem Boden. Die Erde in „Vesper Chronicles“ ist ökologisch verwüstet. Hier lebendige Organismen und sei es nur eine essbare Raupe zu finden, ist für die junge Vesper schon ein Glückstreffer. Sie lebt mit ihrem gelähmten Vater irgendwo im Matsch des Waldes, versucht irgendwie zu überleben. Ihr Vater hat resigniert; Vesper kämpft und sucht nach Möglichkeiten, dem Elend ihrer Existenz zu entgehen. Sie experimentiert im armselig errichteten Labor mit gefundenen Organismen, sucht nach Essbarem im Schlamm des verseuchten Bodens. Gentechnische Verfahren einst globaler Pharma- und Nahrungsmittelkonzerne haben zur Zerstörung des Bodens geführt. Vesper weiß, dass es da draußen jenseits ihres düsteren Daseins noch etwas anderes gibt. Der Ort wird die Zitadelle genannt. Dort lebt die Klasse derjenigen, die für die Liquidierung der Natur Verantwortung trägt und nun – abgetrennt von der Masse der Armen im Schlamm – in Licht und vergleichsweise Luxus leben und auch die allerletzten Ressourcen der Erde noch verbrauchen. Als ein Flugobjekt mit Bewohner*innen der Zitadelle in der Nähe von Vespers Behausung im Wald abstürzt, findet Vesper die junge Camellia. Sie pflegt die Verletzte zuhause gesund. Die beiden freunden sich an. Durch diese Freundschaft bekommt Vesper überraschend die Chance, ihrem bisherigen Leben zu entfliehen, in die Zitadelle zu gelangen und dem Schicksal der Menschheit einen neuen Verlauf zu geben.
Lohnt sich der Film für dich?
Die Welt, die Bruno Kristina Buožytė und Bruno Sampers in ihrem dystopischen Drama „Vesper Chronicles“ zeigen, ist düster und erschreckend. Auf Effekte, die im Computer hergestellt wurden, haben die Filmemacher*innen hier allerdings verzichtet. Dennoch entsteht für Fans dystopischer Fantasy eine fantastisch kreierte Welt, die nicht frei von Schockelementen ist. Diese ist vor allem durch den Look und das Design französischer Science-Fiction- und Fantasy-Filme, besonders durch Jean-Pierre Jeunets „Stadt der verlorenen Kinder“, inspiriert. Co-Regisseurin Buožytė bringt in der Entwicklung der Titelfigur auch wieder das zentrale Thema ihrer früheren Filme ein: die Darstellung kraftvoller, stets um Befreiung ringender Frauenfiguren, die mit einer ganz eigenen Perspektive auf die Welt, in die sie hineingeworfen wurden, schauen. Sie gehen, so auch Vesper, trotz aller Widrigkeiten in ihrem Leben hoffnungsvoll ihren eigenen Weg.
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe