Verschwörung

Eine unbewältigte Vergangenheit, eine kalte Gegenwart und das ungebändigte Streben nach zukünftiger Macht und Zerstörung – im vierten Teil der Millennium-Serie nach der Idee von Bestseller-Autor Stieg Larsson verdichten sich all diese Elemente zu einer düsteren „Verschwörung“ in gefährlich-kalter Thriller-Atmosphäre. Bildgewaltig und spannungsgeladen, mit verzeihbaren Schwächen.

Ein dringender Hilferuf ereilt die gerechtigkeitsliebende Hackerin Lisbeth Salander: Der Programmierer Frans Balden hat für die USA eine Software entwickelt, mit der man die Kontrolle über Verteidigungssysteme auf der ganzen Welt erlangt. Nun hat er Angst vor den Konsequenzen und beauftragt Salander damit, die Software von den Servern der NSA zu stehlen. Der Job ist kinderleicht, doch wenig später wird sie in ihrer Wohnung überfallen und die Angreifer erbeuten ihren Laptop. Mithilfe des Journalisten Mikael Blomkvist findet sie heraus, dass sich die Software nun in den Händen der „Spiders“ befindet – einer gefährlichen Gang aus Psychopathen und damit die letzten, die über solch eine Macht verfügen sollten. Noch ist die Welt sicher, denn der Gruppe fehlen die Zugriffcodes für die Software. Dann stellt sich heraus, dass Baldens Sohn August der Schlüssel zum Programm ist und Lisbeth setzt alles daran, ihn zu beschützen. Was alles andere als einfach ist – denn sie kämpft nicht nur mit mächtigen Gegnern aus allen Richtungen, sondern plötzlich auch mit der düsteren Vergangenheit ihrer einst hinter sich gelassenen Familie.

Wer auf finstere Szenarien, trickreich inszenierte Überraschungsmomente und eine angenehme Mischung aus Spannung und Actionsequenzen steht, wird sich im Filmgeschehen vermutlich sofort gut aufgehoben fühlen. In vielerlei Hinsicht ist „Verschwörung“ super gemacht – mit einer starken Heldin, die umgeben von der Aura einer tiefen inneren Traurigkeit unmittelbar in ihren Bann zieht. Der besorgte Satz des Journalisten Blomkvist „Lisbeth, du blutest …“, verbunden mit ihrem wie selbstverständlich klingenden „Ich weiß“, scheint stellvertretend für ihr gesamtes Schicksal zu stehen. Sie ist die starke Kämpferin, die man als Frau kennt, die Männern wehtut, die Frauen wehtun. Doch sie wirkt dabei weniger wie die siegesbewusste Heldin als vielmehr wie der Sisyphos aus der griechischen Mythologie, der als endlose Strafe mühsam einen riesigen Stein den Berg hochrollt. Eine faszinierende Leistung von Hauptdarstellerin Claire Foy (Aufbruch zum Mond, Unsane – Ausgeliefert). Bloß inhaltlich hat Regisseur Fede Alvarez (Don’t Breathe) womöglich ein bisschen zu dick aufgetragen und er zeigt ständig mit dem Finger aufs Geschehen, auf dass man die Gewieftheit der Story auch bitte ja zu schätzen weiß. Das ermüdet ein wenig. Nichtsdestoweniger hat „Verschwörung“ einige richtig gute Szenen zu bieten und ist für Freunde des Genres die Zeit für einen spannungsgeladenen Abend allemal wert.

Marius Hanke