Venezianische Freundschaft (OmU)

Shun Li, die bisher als Näherin für die chinesische Mafia in Rom gearbeitet hat, wird nach Venedig geschickt, um dort in einer Osteria zu bedienen. Die junge Chinesin hofft, wenn sie ihre Schulden für den Transfer nach Italien abgezahlt hat, irgendwann ihren kleinen Sohn zu sich holen zu können. Sie arbeitet hart und immer zuverlässig, um diesem Ziel schneller nahe zu kommen. In der Osteria treffen sich seit Jahrzehnten die Fischer der Lagune. Einer von ihnen, der alte Bepi, hat besonders viel Verständnis für die neue, noch unsichere Bedienung und bietet immer wieder seine Unterstützung an. Die beiden so unterschiedlichen Menschen entdecken Gemeinsamkeiten in ihren Biografien und ihren Interessen und verbringen viel Zeit miteinander, was die chinesische Mafia gar nicht gutheißt.

Der italienische Regisseur Andrea Segre zeigt in seinem Film Italien als Einwanderungsland. Die Migration öffnet demnach sowohl Chancen zwischen den Kulturen als natürlich auch Probleme, die nicht immer leicht zu überwinden sind. Im Fall der beiden Protagonisten allerdings stehen die positiven Aspekte im Vordergrund und die gemeinsame Liebe zur Poesie begründet eine tiefempfundene Freundschaft. Die bildstarke und wenig wortlastige Inszenierung der Geschichte lässt schnell darüber hinwegsehen, dass wir hier chinesische und italienische Originaltöne mit lediglich deutschen Untertiteln haben. Regisseur Segre, der selbst in Venedigs Vorort Chioggia aufgewachsen ist, versteht es, die Zuschauer in die Welt der einfachen Menschen vor den Toren der reichen Touristenstadt hineinzuziehen. „Venezianische Freundschaft“ wurde u.a. auf den Festivals in Venedig (Prix Rosselini), London (Bester Erstlingsfilm) und Würzburg (Publikumspreis) ausgezeichnet.

Gabi Brandt