Urlaub vom Leben

Jeden Abend kommt Rolf Köster, Ende 40, Sparkassenangestellter, nach Hause und geht, ohne seine Familie zu begrüßen, schwerfällig die Treppe rauf in sein Zimmer. Seine Frau Helga, eine begeisterte Lehrerin, managt alles in der Familie: kämpft für ihren siebenjährigen Sohn, der nur mit einem Helm durch die Gegend läuft und nicht spricht, um Anerkennung, setzt sich mit der elfjährigen Tochter Berit, eine störrische Einzelgängerin, auseinander. Rolf Köster interessiert das alles nicht mehr, gebraucht wird er ohnehin nicht. Er fühlt sich als Fremder im eigenen Leben und in der Familie sowieso. Als er aufgrund plötzlicher Panikattacken für eine Woche Urlaub bekommt, kann er davon seiner Frau nicht erzählen. Stattdessen beginnt er ein Doppelleben. Morgens geht er mit der Aktentasche aus dem Haus, um dann aber mit der jungen Taxifahrerin Sophie durch die Stadt zu fahren. Nach und nach beginnt er sein Leben mit anderen Augen zu sehen. Nicht nur, dass er wieder lernt, mit Menschen zu kommunizieren, Köster bemerkt endlich auch, dass Helga schon lange ein Verhältnis mit ihrem Direktor hat. Am Ende steht er mit den Kindern allein und ohne Arbeit da. Trotzdem ging es ihm noch nie so gut, wie jetzt.

„Urlaub vom Leben“, das Spielfilmdebüt und zugleich der Diplomfilm der 28-jährigen Regisseurin Neele Leana Vollmar, ist eine stille, realistische Komödie, die unter die Haut geht. Mit einer bemerkenswerten Konsequenz beschreibt sie einen Menschen, der durch jahrelange Routine zu ersticken droht und völlig „zu“ ist. Nur langsam und äußerst unbeholfen findet er ins Leben zurück. Die Besetzung der Rolle des Rolf Kösters mit dem Fernsehschauspieler Gustav Peter Wöhler ist dabei einfach ideal, während Meret Becker als Sophie etwas farblos wirkt.

Barbara Felsmann