True Spirit

Darum geht es in „True Spirit“

Schon als kleines Mädchen verkündet Jessica Watson ihren Eltern und Geschwistern am Essenstisch selbstbewusst: Wenn ich alt genug bin, werde ich allein die Welt umsegeln! Um sich diesen Traum zu erfüllen, hat Jessica einen klaren Plan: den mehrfachen Weltumsegler Ben Bryant als Trainer gewinnen. Und weil es quasi unmöglich ist, diesem charmanten Mädchen etwas auszuschlagen, klappt das auch. Aber damit ist es noch lange nicht getan! Um Bryant bezahlen und sich ihr eigenes Segelboot „Pink Lady“ leisten zu können, nimmt Jessica Jobs an, sucht sich Sponsoren. Kurz bevor sie im Herbst 2009 in Sydney ihre Weltumsegelung startet, absolviert sie mit ihrem Boot noch eine Probefahrt, die fast tragisch endet. Als der dramatische Zwischenfall, mit dem der Film von Sarah Spilane beginnt, bekannt wird, berichten die Medien kritisch über Jessicas Vorhaben. Sie trauen der 16-Jährigen keine alleinige Weltumsegelung zu. Die Regierung versucht sogar mit einem neuen Jugendschutzgesetz, ihren Aufbruch noch im letzten Moment zu stoppen. Aber nicht mit Jessica! Die zielstrebige Seglerin kommt der Gesetzgebung zuvor. Dank der Hilfe von Sponsor*innen und vielen Helfer*innen kann sie am 18. Oktober 2009 tatsächlich mit ihrer „Pink Lady“ von Sydney aus in See stechen. Doch die anfängliche Seglerromantik entwickelt sich zwischenzeitlich zu einem irren Horrortrip, der Jessica physisch und psychisch an ihre Grenzen bringt.

Ist der Film sehenswert?

Ja, unbedingt. Sarah Spilanes Film nach dem Buch „Solo mit Pink Lady: Mit 16 die Welt erobert“ der Seglerin Jessica Watson ist ganz großes Kino – und bei einem Streamingdienst wie Netflix eigentlich fehlplatziert. Denn die spektakulären Bilder, in denen Jessica mit ihrem Boot gegen die Urgewalten des Meeres kämpft, hätten klar auf die große Leinwand und nicht auf Laptop- oder gar Handy-Displays gehört.

Die Geschichte  von „True Spirit“ ist klug aufgebaut. In der chronologisch erzählten Haupthandlung geht die Reise zügig und rasant voran. Durch eingebaute kurze Rückblenden wird zudem die Vorgeschichte von Jessicas Weltumsegelungsplänen erzählt und dabei zugleich die Spannung auf der Haupthandlung gehalten, oft sogar gesteigert. Spilanes Film brilliert durch die packende und realistische Darstellung extrem spannungsreicher Momente auf Jessicas Reise. „True Spirit“ zeigt aber auch Momente der Einsamkeit und Traurigkeit, da die junge Seglerin ganz auf sich allein gestellt so viele Seemeilen von ihrer geliebten Familie getrennt ist. Dennoch ist Spilanes Film kein düsterer, sondern ein heller optimistischer Sportfilm, ein Wohlfühlfilm für die ganze Familie. Er erzählt vom Zusammenhalt der Familie, die über das Satellitentelefon fast immer mit Jessica verbunden bleibt, zeigt in strahlenden Farben wunderschöne Naturaufnahmen und vermittelt so auch visuell, was Trainer Ben Bryant Jessica mit auf den Weg gab: „Wer segeln will, muss sich mit Mutter Natur anfreunden. Sie meint es nie böse. Nur manchmal stören wir.“

Werner Barg